Dem Schweizer Animationsfilm geht es weissgott nicht schlecht – die Euphorie über die Golden Globe- und Oscar-Nomination des wunderschönen «Ma Vie de Courgette» ist noch lange nicht verebbt. Da kommt das Fantoche gerade recht – zum fünfzehnten Mal geht das renommierte Animationsfestival in Baden über die Bühne, und auch die aktuelle Ausgabe lässt sich nicht lumpen.
Das Festival, das vom 5. – 10. September 2017 in Baden stattfindet, hat sich den Brexit vorgeknöpft und nimmt die britische Animation unter die Lupe. Dazu wurde der kurlige Filmemacher Peter Lord («Chicken Run») eingeladen, der einige seiner Arbeiten, sowie einen speziellen Block zu «Creature Comforts» präsentiert. Die von Lord co-produzierte Serie stellt echte Interviews mit Passanten nach – mit Tieren.
Was beim Betrachten des Programms des diesjährigen Fantoche auffällt, ist dass der grosse Blockbuster fehlt. Letztes Jahr standen mit «Kubo and the Two Strings», «La Tortue Rouge» und dem bereits erwähnten «Ma Vie de Courgette» gleich drei spätere Oscar-Kandidaten im Programm, die entsprechend für ausverkaufte Kinos sorgten. Dem Animationsliebhaber ist das natürlich wurscht, denn auch abseits der grossen Studios entstehen seit Jahren grossartige Filme – aber ob das breite Publikum auf das diesjährige Nischen-Programm anspricht, muss sich erst zeigen.
Ein kleines Highlight ist auf jeden Fall «Loving Vincent» – die Liebeserklärung an Vincent van Gogh gewann am grossen Filmfestival in Annecy dieses Jahr den Publikumspreis. Nur schon für den Aufwand, der in diesem Film steckt, hat er jeden Preis verdient, denn jedes Einzelbild dieser anderthalbstündigen Biografienverfilmung ist ein Ölgemälde – insgesamt sind so 65’000 Einzelbilder entstanden. Wer sich für den Prozess dahinter genauso interessiert wie für den Film selber, dem ist das Making-Of-Panel mit Co-Regisseur Hugh Welchman zu empfehlen.
Die Crème de la Crème des aktuellen Animationsschaffen
Was am Fantoche natürlich auch immer einen Besuch wert ist, das sind die Wettbewerbe. Der internationale Wettbewerb ist in vier rund einstündige Blöcke aufgeteilt und zeigt die Crème de la Crème des aktuellen Animationsschaffen. Wer also was den Trickfilm betrifft am Ball bleiben möchte, sollte sich diese Selektionen des Fantoche unbedingt anschauen.
Etwas überschaulicher ist der Schweizer Wettbewerb mit zwei Filmblöcken. Was schnell offensichtlich wird, ist dass der hiesige Animationsfilm eindeutig kein Nachwuchsproblem hat – ein Drittel der ausgewählten Filme sind nämlich Abschlussarbeiten von Animationsstudierenden der Hochschule Luzern. Wer sich von ihrem Können überzeugen möchte, kann das am Fantoche tun.
Trailer- und Bildquelle: Fantoche / Titelbild: © Toutes les poupées ne pleurent pas, Frédérick Tremblay, CA 2017 – INTERNATIONALER WETTBEWERB 2 – FANTOCHE 2017
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