Der Regisseur des Pinguin-Dokuhits «La marche de l’empereur» wagt sich in «Voyage au pôle Sud» («Antarctica Calling») erneut auf den eisigen Kontinent. Dieses Mal aber liegt der Fokus mehr auf dem Filmemacher als auf den Pinguinen. Die Einzigartigkeit der Antarktis erfährt dadurch nicht die verdiente Beachtung.
Die Reise beginnt für Luc Jacquet in Patagonien. Seit bereits 30 Jahren ist er als Forscher unterwegs und versucht, möglichst viel über den Südpol zu erfahren. Während der Reise von Patagonien zum Südpol erzählt er von seinen früheren Erfahrungen und hauptsächlich davon, was die Reise in ihm persönlich auslöst. Auch am Südpol angekommen, wird das Publikum von Jacquets Stimme begleitet. In Schwarzweissbildern sieht man ein Robbenbaby, unzählige Pinguine und vor allem Eis – so weit das Auge reicht.
Obwohl gewisse Bilder beeindruckend sind und erahnen lassen, wie faszinierend dieser einsame Kontinent ist, enttäuscht «Voyage au pôle Sud» letztlich. Jacquet versucht sich in der Poesie, anstatt von der Natur zu erzählen. Dabei liegt sein Fokus hauptsächlich auf seiner eigenen Empfindung und auf seiner Suche nach sich selbst. Das wirkt geradezu absurd in Anbetracht der Tatsache, dass der Südpol als schwindender Kontinent bezeichnet wird und ihm in Vergleich zum Filmemacher selbst nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Erst in der Hälfte des Films erreicht die Filmcrew den Südpol. Bis dahin zieht sich die Dokumentation wie ein Kaugummi. Simple Kameraeinstellungen sollen per Tilt-Shift-Effekt aufgewertet werden. Das Resultat wirkt billig und bei so einer Dokumentation, die durch imposante Schwarzweissszenen beeindrucken möchte, fehl am Platz. Die wenigen Minuten, in denen tatsächlich die tierischen Bewohner des Südpols zu sehen sind, machen Lust auf mehr. Die Aufnahmen von Pinguinen, wie sie in der eisigen Kälte überleben, sind eindrücklich. Schade, dass sie nur so kurz sind.
«Anders als ‹La marche de l’empereur› vermag dieser Film aber nicht, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Es wird keine Geschichte der Tiere oder des Kontinents erzählt, sondern die eines einzelnen Menschen.»
«Voyage au pôle Sud» ist das vielleicht persönlichstes Werk von Luc Jacquet. Es ist aber nicht, so wie angekündigt, eine Hommage an die Antarktis, sondern eher eine Selbstfindungsreise. Anders als «La marche de l’empereur» (2005) vermag dieser Film aber nicht, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Es wird keine Geschichte der Tiere oder des Kontinents erzählt, sondern die eines einzelnen Menschen. Der Magie des Südpols wird dadurch nicht genügend Rechnung getragen.
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Kinostart Deutschschweiz: 1.2.2024
Filmfakten: Regie: Luc Jacquet/ Mit: Luc Jacquet / Frankreich / 83 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Xenix Filmdistribution GmbH
In «Voyage au pôle Sud» («Antarctica Calling») geht es primär um eines: Luc Jacquet. Wer eine Antarktis-Dokumentation erwartet, wird bitter enttäuscht von dieser Selbstinszenierung.
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