Jenny Beavan hat sich bisher vor allem mit dem Entwurf von Kostümen in Historienfilmen einen Namen gemacht. An den Oscars triumphierte sie mit ihrer Arbeit für den Science-Fiction-Movie „Mad Max: Fury Road„. Ein Erklärungsversuch.
Die englische Kostüm-Designerin beweist an der 88. Oscar-Verleihung Humor. Ihren zweiten Oscar nimmt sie in einer Biker-Lederjacke, Hosen und gestreiftem Schal entgegen. Auf dem Rücken der Lederjacke einen Totenkopf im Ring aus Flammen. Das Symbol für Immorten Joe, den bösen Antagonisten von Mad Max. Die Lady aus London sorgt mit ihrem Outfit für einen zögernden Applaus. Von sich selbst sagt sie, dass sie schon immer ein bisschen rebellisch war.
Insgesamt war Jenny Beavan schon zehn Mal für den Oscar nominiert. Das erste Mal gewinnt sie die begehrte Statuette für den Film „A Room with a View“ (1986). Einer der vielen Historienfilme, in denen sie mit ihren Kostümen aus Filmfiguren Charakteren gemacht hat. Nun der Oscar für einen Science-Fiction-Film.
Wie sie selbst zugibt war es ein grosser Schritt, sich an ein neues Genre zu wagen. Dass ihr die Umsetzung so gut gelungen ist, kann allerdings auf ihre Expertise im Historienfilm zurückgeführt werden. Denn diese unterwerfen sich wie Science-Fiction Filme denselben Regeln. Der kulturelle Kontext bleibt bei beiden Genres ausschlaggebend für die Kreationen. Während Historienfilme sich durch die Epoche eingrenzen lassen, folgen Science-Fiction-Filme der erschaffenen Kultur. So erkennen wir an der Jacke von Max Rockatansy in Fury Road die Ikone aus früheren Mad Max Filmen. Im Rahmen der Epoche oder der kreierten futuristischen Kultur gibt es Spielraum. Den konnte Jeanny Beavan bei einer Dystopie wie Mad Max bis zum geht nicht mehr ausreizen. Auch dank dem verrückten Regisseur George Miller.
Gritty oder Grungy
Gritty oder grungy nennt man den Stil, der für funktionale Kleidung des Science-Fiction Genres steht. Der ganze Look von Tom Hardy bzw. Max ist von Mel Gibson inspiriert. Sowohl Max als auch die Imperatorin Furiosa (Charlize Theron) haben eine überdimensionierte Schulter. Diese ist bei Furiosa Teil der Armprothese, verbindet aber so bildlich die starke weibliche mit der starken männlichen Figur Max. Powder Player (Nicholas Hoult) trägt eine Narbe in Form eines Automotors auf der Brust. Wie die anderen War Boys wird er durch seine Erscheinung (Weisser, nackter Oberkörper) als Teil einer uniformen Gesellschaft gezeigt. Unter Einfluss von Max verblasst die Narbe und Powder Player löst sich von der Armee der War Boys und zeigt sich individualistischer.
Für die Britin ist dieser Oscar eine riesige Anerkennung. So mutig sie den Schritt finden mag – vielleicht war ihr Auftritt an den Oscars im Biker-Look kühner. Denn für das Gelingen der Kostüme ist im Science-Fiction aber auch im Historienfilm die Chemie zwischen Regisseur und Kostüm-Designerin entscheidend. Denn eine Designerin fungiert als Übersetzerin; setzt um, was der Regisseur im Kopf vorschwebt.
Das Outfit der britischen Kostümdesignerin erregte bei der Oscarverleihung die Gemüter. George Miller, der Regisseur von Mad Max, liebte es.
Mad Max: Fury Road, USA/Australia 2015, 120 Minuten. Kostüm-Designerin: Jeanny Beavan
Fotos: Getty Images, Yahoo, Blastr, Awardsdaily
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