«You can’t blend in when you were born to stand out.»
Die Geschichte des zehnjährigen Auggie Pullman, der an einer Gesichtsdeformation leidet, trifft einen Nerv der Zeit. Für mehr Empathie werbend, ist «Wonder» mit Jacob Tremblay, Julia Roberts und einer zeitgemässen Message ein gelungener Feel-Good-Film für die ganze Familie.
«My name is Auggie Pullman. Next week I start fifth grade, and since I’ve never been to a real school before I’m pretty much totally petrified.» Auggie ist kein gewöhnlicher Zehnjähriger. Ein Gendefekt und die darauf folgenden Gesichtsoperationen haben dazu geführt, dass sein Gesicht ziemlich ungewöhnlich aussieht. «I’ve had twenty-seven surgeries. They help me to breathe, to see, to hear without a hearing aid, but none of them have me look ordinary.» Bis anhin von seiner Mutter zu Hause unterrichtet, ist es nur verständlich, dass er sich davor fürchtet, auf eine richtige Schule zu gehen. Sich hinter seinem Astronautenhelm zu verstecken, wird dort nicht mehr möglich sein.
Sein Support System sind seine Mutter, sein Vater und seine ältere Schwester. Die sichere Insel, die ihr Haus in New York darstellt, zu verlassen und sich seinen Ängsten zu stellen, wird zu seiner Hauptaufgabe. Es ist aber nicht nur Auggie, der auf die Probe gestellt wird, denn seine Eltern müssen gleichzeitig lernen, ihn loszulassen und ihn seine eigenen Erfahrungen machen zu lassen, was sich auch auf die ‘normale’, pflegeleichte, etwas vernachlässigte ältere Schwester auswirkt.

Auggie, umgeben von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern.
Dass die ersten Reaktionen auf einen Jungen mit entstelltem Gesicht in einer Grundschule nicht nur positiv ausfallen, kann man sich denken. Der Film bemüht sich, Entwicklungen realitätsnah, nicht beschönigend, aber dennoch immer wieder mit liebevollen Figuren ausgeschmückt darzustellen. Wie im richtigen Leben gibt es auch in «Wonder» eine Überzahl an sympathischen, grossherzigen und liebenden Figuren, und ein paar Idioten. Und doch entspringen die Aktionen dieser ‘Idioten’ aus ihrer eigenen persönlichen Geschichte.
«Who is it that I aspire to be? That is the question that we should be asking ourselves all the time.»
Genau dies ist eine grosse Stärke des Films. Obwohl die Geschichte zunächst die volle Konzentration auf Auggie vermuten lässt, erhalten grosse und kleinere Nebenfiguren wie die Schwester, die Eltern, der neue beste Schulfreund, die Freundin der Schwester, oder sogar der Schultyrann ihre eigene, persönliche Geschichte, wodurch die Motivation für ihre Handlungen nachvollziehbar wird. Wenn Auggie sich in der Schule von seinem vermeintlich besten Freund hintergangen fühlt, gibt es nicht nur seine Sichtweise der Dinge, sondern auch die des Freundes – wie in der Realität eben. Das Ergebnis ist ein unglaublich empathischer Film, der zum Zuhören und sich in andere hineinzuversetzen aufruft.

Julia Roberts und Owen Wilson als Auggies Eltern.
«Wonder» geht emotional aufs Ganze. Der Film weist an, wo das Publikum lachen, mitleiden, und wo Tränen verdrücken soll. Obwohl der Film dadurch manipulativ wirkt, trifft er einen Nerv. Das Publikum kann sich zurücklehnen, muss trotz klarer Message nicht viel selber denken, kann stattdessen geniessen und sich entspannen. Perfekt besetzt mit «Room»-Darsteller Jacob Tremblay als Auggie und Julia Roberts in einer ihr wir auf den Leib geschriebenen Rolle als fürsorgliche Mutter, ist «Wonder» ein empfehlenswerter, äusserst effektiver Feel-Good-Film für die ganze Familie.
«Wonder» läuft ab 25. Januar im Kino.
Written by Stephen Chbosky, Steve Conrad und Jack Thorne, basierend auf dem gleichnamigen Roman von R.J. Palacio / Directed by Stephen Chbosky / Darsteller: Jacob Tremblay, Julia Roberts, Owen Wilson, Izabela Vidovic, Mandy Patinkin und Daveed Diggs
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