Eine Stadt, 28 Schweizer Horror-Premieren, 3’900 verkaufte Tickets: Auch dieses Jahr waren wir wieder am Horrorfilmfestival Brugggore, das vom 21. bis 25. April zum fünften Mal im – wo auch sonst? – aargauischen Brugg stattfand. Unter den zahlreichen lustigen, aber kaum erinnerungswürdigen Filmen fanden wir die eine oder andere Filmperle vor.
Unser erster Film war «Vampire Zombies… from Spac!e» von Michael Stasko. Der Film spielt in einem verschlafenen amerikanischen Dorf in den Fünfzigerjahren. Alles ist so wie immer – bis ein mit einem Vampir bemanntes Ufo landet. Klingt absurd, war es auch. «Vampire Zombies» ist ein Film, der absichtlich schlecht ist. Die Schauspieler*innen versuchen gar nicht erst, ernst zu spielen und die Spezialeffekte könnten auch von einer Schulklasse gemacht worden sein. Charmant und lustig ist der Film doch genau darum. Viele Pointen sitzen und für Lacher ist bestens gesorgt. Mit seinen 98 Minuten ist der Film gerade noch kurz genug, damit sich keine Langeweile einstellt.
Als Nächstes sahen wir «The Creeps» von Marko Mäkilaakso. Hier wollen zwei junge Freunde (Kheba Touray und Chris Cavalier) in den Ferien bloss auf einer grossen Party feiern gehen, als plötzlich bös gewordene Schneemänner sie versuchen, umzubringen. Wie auch «Vampire Zombies» nimmt sich diese finnische Produktion nicht allzu ernst und versucht, Comedy mit einem Hauch von Horror zu vermischen.
Die Geschichte erinnert stark an Joe Dantes Kultfilm «Gremlins» (1984). Diesem Klassiker kann Mäkilaasko jedoch nicht das Wasser reichen. Der Film zieht sich trotz seiner knappen 96 Minuten erstaunlich in die Länge und ist so klischeebeladen, dass er, bei aller Ironie und Sarkasmus, ermüdend ist.

«Bernadette will töten» von Robert Herzl und Oliver Paulus / © Reel Suspects
Mit Abstand am besten gefallen hat «Bernadette will töten» vom österreichisch-schweizerischen Duo Robert Herzl und Oliver Paulus. Wie der Titel des Films schon sagt, will Bernadette (Julia Dorothee Brunsch) nichts lieber, als jemanden zu töten. Zuerst überlegt sie sich, sich selbst umzubringen, doch als sie dabei gestört wird, kommt in ihr das Verlangen auf, andere zu ermorden. Das stellt sich jedoch als schwieriger heraus als gedacht. So stürzt sie sich in die Tiefen des Darknets, um Gleichgesinnte zu treffen. Zusammen mit dem Mörder-Influencer-Paar Kitty (Dolores Winkler) und Peter (Markus Mössmer) plant sie bald ihren ersten Mord.
«‹Bernadette will töten› ist ein Film, wie man ihn nur selten sieht.»
«Bernadette will töten» ist ein Film, wie man ihn nur selten sieht. Er trieft nur so vor schwarzem Humor, und zu fast keinem Zeitpunkt lässt sich erahnen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Auch die schauspielerischen Leistungen passen perfekt zum absurden und ein wenig theatralischen Stil des Films. Neben Ekel – als Bernadette sich durchs Darknet klickt und Folter- und Mordvideos anschaut – gibt es auch Szenen, bei denen man sich ein Lachen nicht verkneifen kann, insbesondere in der Anfangsszene, wo ein Streit darüber entbrennt, wer sich nun zuerst vom Hochhaus stürzen darf.

«Chainsaws Were Singing» von Sander Maran / © Marani Bros 2024
Zuletzt sahen wir «Chainsaws Were Singing» von Sander Maran. Die estnische Produktion ist eine Mischung aus fröhlichem Musical und Kettensägen-Massaker. Die Farben sind so stark gesättigt, dass es beinahe in den Augen brennt, und die vielen Lieder animieren zum Mitsingen, oder eher zum Mitsummen – es sei denn, man beherrscht Estnisch.
Die Geschichte jedoch entspricht dem Horrorfilm-Stereotyp: Tom (Karl-Joosep Ilves) versucht zusammen mit dem Landstreicher Jaan (Janno Puusepp), seine Freundin Maria (Laura Niils) aus den Klauen des Kettensägen-Mörders (Martin Ruus) zu retten. Durch den Musical-Kitsch und pointierten Humor wird das Ganze aber schön aufgemischt. Leider wiederholen sich die vielen Rettungsszenen gegen Ende und der anfängliche Charme droht, zu verfliegen. Auf einige Szenen hätte man getrost verzichten können, um einen neuen Kultfilm zu schaffen.
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Titelbild: Fotos: Roman Kasinksi
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