Hypnotisierend, verwirrend und verstörend. François Ozons («Frantz», « Jeune et Jolie», «Dans la Maison») neuer Film ist ein fesselndes Meisterwerk mit einer perfekten Mischung an Erotik, Ästhetik und Spannung.
Chloé (Marine Vacth) kommt mit psychosomatischen Bauchschmerzen zum Therapeut Paul (Jérémie Renier). Dieser ist von der ersten Sitzung an, sichtlich angetan von seiner jungen Patientin. So entwickelt sich rasch eine Beziehung zwischen den beiden, die allerdings schon bald durch merkwürdige Ereignisse getrübt wird. Chloé findet bei ihm einen Pass mit einer anderen Identität. Als sie Paul damit konfrontiert, weicht er ihr aus. Die eigenartigen und dubiosen Ereignisse rund um Paul häufen sich und schon bald stellt sich die Frage wer wirklich mit psychischen Problemen zu kämpfen hat.
«Vous n’êtes plus mon psy, Monsieur… juste mon Amant »
Der Film besticht mit hypnotischer Kraft und einer verführerischen Ästhetik. Ozon untermalt seinen Erotikthriller mit raffinierten Einstellungen von Spiegeln, was den zentralen Doppeleffekt symbolisch unterstützt. Gleichzeitig werden dadurch oft die diversen psychischen Verwirrungen widerspiegelt, nicht selten erinnert das an Aronofskys «Black Swan». Dies auch dank der starken schauspielerischen Leistung von Marine Vacth, die schon in Ozons «Jeune et Jolie» die Hauptrolle besetzte. Man erkennt ähnliche Züge zu Natalie Portmans psychisch labilen Darstellung der Nina Sayers in «Black Swan». Allerdings mimt Vacth die junge Chloé mit einer unangenehmen Kühle, die unheimlich und packend zugleich ist. So wirken auch die Dialoge auf ihre ganz eigene Art hypnotisierend und vermögen den Zuschauer bis zum Schluss gänzlich zu verwirren. Einerseits lassen sich dadurch auch Parallelen zu Paul Verhoevens «Basic Instinct» erkennen. Andererseits vermag Ozon eine ganz andere, bedrückendere Filmatmosphäre zu erschaffen, womit er einmal mehr sein exzellentes Handwerk beweist.
«L’Amant double» garantiert somit ein einzigartiges Filmerlebnis, das einen in die Abgründe der menschlichen Psyche mitreisst und somit mehr als nur ein Erotikthriller ist. Zum Valentinstag, bestimmt die sehenswertere Option als der dritte Teil der «Fifty Shades of Grey» Reihe – nur mal so ins Blaue geraten.
Kinostart: 15.2. / Regie: François Ozon / Darsteller: Marine Vacth, Jérémie Renier / Filmstart Deutschschweiz: 15. Februar 2018
Bild- und Trailerquelle: Filmcoopi
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