Charlie Brooker ist ein genialer Satiriker, wie man aus seinen diversen TV-Werken (vgl. «Gameswipe», «Newswipe» oder «Brass Eye» mit Co-Sardoniker Chris Morris) und Kolumnen unschwer ablesen kann. Am meisten Popularität erlangte er aber mit seiner regelmässig kühnen Science-Fiction-Serie «Black Mirror». Eine Kritik zu den anderen 3 Staffeln gibts hier.
Mindestens zwei Folgen der vierten, vor kurzem auf Netflix veröffentlichten Staffel gehören zu den stärksten der ganzen Serie. In „USS Callister“ spielt Jesse „Meth Damon“ Plemons einen Perfidling, der digitale Klone seiner Mitarbeiter ohne deren Mitwissen erzeugt und diese als Sklaven in einer Star-Trek-Sim from hell hält.
In dem spielfilmlangen Staffelfinale „Black Museum“ werden mehrere Geschichten geschickt durch eine Rahmenhandlung miteinander verwoben, wobei nicht zuletzt die Übertragung eines Bewusstseins in einen Spielzeugaffen, der nur zu zwei Soundsamples fähig ist, verstört. Überhaupt hat Brooker einen – wohlgemerkt ausgesprochen legitimen – Fetisch für die zuvörderst durch unser autoreflexives Sein bzw. Ich-Erleben konstituierte Conditio humana.

Jesse Plemons als Captain „Perv“
Die vielleicht krasseste Folge, die diese Thematik behandelt, ist das Weihnachtsspecial „White Christmas“ mit Jon Hamm aus Staffel 2. Nur so viel sei vorweggenommen: Sobald das erste Ich erfolgreich digitalisiert ist, werden äusserst grotesken, Konzepte wie Leid und Zeitrelativität auf infernale Weise umsetzenden Manipulationen keine Grenzen gesetzt sein. Dasselbe gilt übrigens für Augmented Reality, sobald der Sehnerv einmal gehackt ist …
Fazit
Es sind sicher nicht alle Folgen Volltreffer, aber von den 19 bisher erschienenen sind ein paar meisterliche Alptraumentwürfe dabei, die sich sehr gut zur Veranschaulichung des Begriffs „Neuralgischer Punkt“ eignen.
Verfügbar auf Netflix Schweiz.
Creators: Charlie Brooker / DarstellerInnen: Jesse Plemons, Benedict Wong, Jon Hamm, Rory Kinnear uvm.
Bild- und Trailerquelle: Netflix
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