Der Verfilmung von Martins Suters Roman „Die dunkle Seite des Mondes“ funktioniert als eigenständiger Film sehr gut und überzeigt vor allem durch die Leistung von Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle. Dem Buch wird der Film aber nicht ganz gerecht. Das liegt vor allem an dem sehr konventionellen Einsatz der filmischen Mittel.
Im Buch wie im Film wird die Geschichte von Urs Blank erzählt, einem erfolgreichen Wirtschaftsanwalt, dem alles gelingt. Die Begegnung mit dem Hippiemädchen Lucille und der anschliessende Konsum von halluzinogenen Drogen werfen Urs Blank aus der Bahn. Danach verändert sich seine Persönlichkeit, seine „dunklen Seiten“ kommen zum Vorschein und er verliert immer öfter die Kontrolle über sich selbst. Die Flucht in den Wald erscheint Blank als einzige Rettung.
Die besten Szenen in Martin Suters Roman sind die Pilz-Trip-Szenen und die archaischen Szenen im Wald nach seiner Bewusstseinsveränderung. Der Film thematisiert diese zwei Teile des Romans leider wenig. Er versucht zwar mit minimalen, filmischen Mitteln den Trip zu visualisieren, kommt jedoch dem Roman in diesem Aspekt nicht nahe. Blanks Wahnsinn, das Driften in neue Sphären des Bewusstseins bieten viel Raum für eine kreative, visuelle Umsetzung – aber der Regisseur verzichtet auf „Fear and Loathing in Las Vegas“. Manch Leser hätte sich das vielleicht gewünscht.
Der Film erzählt die Wandlung Urs Blanks meisterhaft und bleibt spannend bis zum Schluss. Den Figuren lässt der Regisseur genügend Raum. Schauspiellegende Jürgen Prochnow glänzt in seiner Nebenrolle des diabolischer Blank-Widersachers Pius Ott. Der Hauptdarsteller Moritz Bleibtreu spielt sich facettenreich vom angepassten Homo oeconomicus hin zum Homo sapiens und widerspiegelt die dunklen wie die hellen Seiten der Menschheit. Alles in allem eine gelungene Romanverfilmung, die auch Martin Suter gefällt.
Kinostart: 21.1.2016 / Ein Film von Stephan Rick, mit Moritz Bleibtreu, Jürgen Prochnow, Nora von Waldstätten / DE 2015, 97 Min.
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