«Russian Doll» eröffnet mit dem Verschwinden einer Katze und dem Tod ihrer Besitzerin. Am Abend ihres 36. Geburtstags verlässt die Katzenliebhaberin Nadia (Natsaha Lyonne) ihre eigene Geburtstagsparty und wird überraschend von einem Taxi überfahren. Was nach dem tragischen Ende eines Staffelfinales klingt, ist in der neusten Netflix-Serie aber nur der Beginn eines unendlichen «Time-loops». Denn Nadia erwacht nach ihrem Tod wieder an ihrer Geburtstagsparty zum gleichen Song, der ironisch durch die Wände desselben Badezimmers dröhnt («Gotta Get Up» von Harry Nilsson). Es dauert einige Tode bis Nadia versteht, dass sie in einer Zeitschlaufe feststeckt und sich auf die Suche nach einer Erklärung macht.
Mit Filmen wie «Edge of Tomorrow» oder «Happy Death Day» gab es in den letzten Jahren eine Welle von Produktionen, die von der zentralen Idee von «Groundhog Day» Gebrauch machten. Nun ist mit «Russian Doll» der Kultklassiker aus den 90er Jahren auch im Serienformat angekommen. Doch auch wenn die Erzählweise der Serie diesen Vergleich zulässt und Natasha Lyonne dem Charisma von Bill Murray beeindruckend nahekommt, besteht nur eine oberflächliche Verbindung zwischen den zwei Produktionen. Vielmehr greift «Russian Doll» auf die Methodik von Videospielen zurück und mischt diese auf unbeschwerte Weise mit der Paranoia von Neo-Noir Filmen wie «Chinatown» oder auch «Under The Silver Lake». In Nadias Universum ist jeder neue Hinweis – von den Schuhen eines Obdachlosen bis zu einem kokainhaltigen Joint – Teil einer kosmischen Verschwörung. Als verkaterte Parodie einer Film-Noir-Detektivin spannt Nadia so ein Netz von Verschwörungstheorien, aber endet wie die Heldin eines unbezwingbaren Videospiels immer wieder im gleichen Badezimmer.
Charmant navigiert «Russian Doll» zwischen einer Komödie über eine zynische New Yorkerin und einem Mysterythriller.
Charmant navigiert «Russian Doll» zwischen einer Komödie über eine zynische New Yorkerin und einem Mysterythriller. Die Registerwechsel von absurd komisch bis hin zu Horror sind gelungen und «Russian Doll» überzeugt nicht zuletzt mit einer verspielten Vielseitigkeit. Gespickt mit einfallsreichen Wendungen ist die Serie origineller, als es der erste Eindruck zulässt. Wie das Öffnen einer russischen Matrjoschka enthüllt die Serie mit jeder Episode eine weitere Facette, bis sie zum Kern von Nadias mysteriösen Toden angelangt ist.
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Trailer- und Bildquellen: Netflix.com
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