Mit der Miniserie „The Night Of“ ist HBO eine kleine Sensation gelungen
Jener Freitagabend hätte die beste Nacht in Naz’ Leben werden können. Auf dem Weg zu einer hippen Party in Downtown Manhattan gabelt der schüchterne Student die mysteriöse und bildhübsche Andrea auf. Doch als er ein paar Stunden später in deren Wohnung aufwacht, liegt die junge Frau erstochen im Bett.
Die Miniserie „The Night Of“ erzählt die packende Geschichte von Nasir Khan, dem braven und schüchternen Sohn pakistanischer Immigranten, der durch die schicksalsreiche Verkettung von Zufällen in die Mühlen des US-Justizsystems gerät. Dabei glänzt „The Night Of“ vor allem mit beeindruckender Detailtreue und Mut zur Langsamkeit – und wirkt damit beinahe realistischer als manch ein True Crime Drama im Stile von „Making A Murderer“ oder „Serial“, und das erst noch ohne deren Hang zum Voyeuristischen.
Rassismus oder die Probleme in der amerikanischen Strafjustiz
So findet „The Night Of“ ebenso Zeit die langsame und oft zugegebenermassen nicht sehr aufregende Polizeiarbeit zu zeigen, wie die Hilflosigkeit und Überforderung von Naz’ Eltern, die sich mit plötzlich mit einem ihnen fremden Justizsystem konfrontiert sehen. Die Miniserie thematisiert auf sorgfältige und intelligente Weise gesellschaftliche Fragen wie Rassismus oder die Probleme in der amerikanischen Strafjustiz – und trifft damit genau den Nerv der Zeit. Das eher langsame Storytelling wird getragen von den schauspielerischen Darbietungen des erstklassigen Casts. Vor allem von Hauptdarsteller Riz Ahmed als Naz und John Turturro (der für den verstorbenen James Gandolfini eingesprungen ist) als sein verschrobener Anwalt. Aber auch die Nebenrollen sind herausragend besetzt, so etwa Peyman Moaadi und Poorna Jagannathan als Naz’ Eltern Salim und Safar oder Michael Kenneth Williams (bekannt aus seiner legendären Rolle als Omar in „The Wire“) als Naz’ Mitinsasse Freddy.
Mit insgesamt acht Folgen ist „The Night Of“ ein kompaktes und äusserst packendes, aber auch emotional anspruchsvolles Fernseherlebnis, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Das Finale lief am 28. August auf HBO.
Creators: Richard Price, Steven Zaillian / Darsteller: Riz Ahmed, John Turturro
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