Elf Jahre nach «The Savages» ist Tamara Jenkins («Slums of Beverly Hills») mit einer weiteren «Familienangelegenheit» zurück; «Private Life» heisst ihr neuster Film und basiert auf Jenkins eigenen Erfahrungen. Er erzählt die (Leidens)-geschichte von Richard (Paul Giamatti) und Rachel (Kathryn Hahn), die um jeden Preis Eltern werden wollen. Schwarzer Humor ist garantiert!
«All right! Let’s get pregnant, shall we?»
Rachel (Kathryn Hahn) und Richard (Paul Giamatti) wünschen sich nichts mehr als Nachwuchs. Jedoch bleiben sämtliche Versuche einer natürlichen Schwangerschaft erfolglos und so gehören Hormonbehandlungen und Termine in «Befruchtungskliniken» zu ihrem Alltag. Im Bekanntenkreis werden sie bereits «fertility junkies» genannt. Doch das Künstlerpaar gibt nicht auf. Verzweifelt suchen sie nach einer verlässlichen Eizellenspenderin und finden ebendiese mit ihrer Stiefnichte Sadie (Kayli Carter), die frisch von der Uni geflogen ist und überglücklich die neue Herausforderung annimmt. Doch wie sich herausstellt, fruchtet das Vorhaben bei Sadies Mutter (Molly Shannon) nicht wirklich, so dass Rachel und Richards Privatangelegenheit zu einer hitzigen Familiensache wird.
Jenkins setzt die Kamera als schonungslose Beobachterin ein und beweist einmal mehr, dass Freude und Kummer nirgendwo so nahe beieinander liegen wie in der eigenen Familie. Feinfühlig und gleichzeitig gnadenlos folgt sie dem Lebensalltag von zwei Menschen, die zwischen Warten, Hoffen und Frustration schwanken.
Hahn und Giamatti brillieren in ihren Rollen und liefern ein authentisches Portrait ihrer Charaktere ab, denen vor lauter Rechtfertigung auch gelegentlich der Kragen platzt. Dabei ist Rachel unschlagbar: Als neurotische Hormonbombe neigt sie zu heftigen Wutausbrüchen, während Richard mit Engelsgeduld versucht, der Fels in der Brandung zu sein. Doch die wirklich starken Momente haben Hahn und Giamatti, wenn betretenes Schweigen herrscht und ihre Mimik Bände spricht.
«I’m interested in what people say to each other when they’re pushed to a kind of primitive state. They’re in what looks like civilization, but then they’re having some kind of primal, pulsing, primordial something… It pushes human behaviour to a degree where you really see what they’re feeling.» Tamara Jenkins
Jenkins hat mit «Private Life» eine wunderschöne Ode an die Freuden und Leiden des Kinderwunsches geschrieben, die die Unzulänglichkeiten des Menschseins aufrichtig wiedergibt – reichlich gepfeffert mit bissigem Humor.
«Private Life» ist eine gelungene Tragikomödie: komisch, absurd, düster und (vermeintlich) intim mit ab und an überspitzten, skurrilen Charakteren.
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Filmfakten: «Private Life» / Regie: Tamara Jenkins / Mit: Kathryn Hahn, Paul Giamatti, Kayli Carter, Molly Shannon, John Carroll Lynch, Denis O’Hare, Emily Robinson / USA / 123 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Netflix
Eine wunderschöne Ode an die Freuden und Leiden des Kinderwunsches.
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