Wir treffen Marcel in seinem Laden für Filmposter, – bücher, -musik und -gadgets am Stampfenbachplatz in Zürich. Seit 17 Jahren betreibt er movieart.ch schon. Die Poster hat der Sammler entweder von Verleihern, von Filmauktionen oder von privaten Sammlungen, die er aufkauft. Wir haben uns mit dem Filmliebhaber, der von Statur und Brille an Woody Allen erinnert, über seine Filmposter-Faszination und seinen feinen Laden unterhalten – natürlich hat er auch verraten, welche Poster er bei sich zuhause in Gross hängen hat.
MXC: Was macht die Faszination Filmplakat aus?
Es ist etwas unglaublich Dekoratives – und es weckt Emotionen. Sofort. Wenn du Besuch hast und Filmplakate bei dir an den Wänden hängen, ergibt sich eine Unterhaltung. Man spricht sofort darüber. Das fasziniert mich. Man redet über die Schauspieler, wie grauenhaft oder wunderschön der Film gewesen ist. „Das ist ein Meisterwerk!“ oder „Daniel Craig als Bond kann ich nicht ausstehen!“. So entstehen die Diskussionen zum Film auf eine ungezwungene Art und das finde ich sehr schön.
Wie bist du zum Film gekommen?
Das war schon als kleines Kind, mein Vater war bereits cinéphil und hat mich und meinen Bruder bereits mit 6 oder 7 Jahren in Filme von Jacques Tati und Charlie Chaplin mitgenommen. Als Jugendlicher habe ich dann angefangen, Filmplakate zu sammeln, so begann mein Hobby. 1987 durfte ich beim Filmverleih UIP die Passion zum Beruf machen. Nach einem Abstecher nach New York programmierte ich Filme für Lausanne und Genf (Métrociné), wechselte nach ein paar Jahren wieder in die Deutschschweiz und war dann bis 1989 Verkaufsleiter beim Filmverleih UIP.
Wie kamst du zu deinem Laden, movieart.ch?
Ich habe im Verleih gemerkt, dass die Nachfrage nach Filmpostern da ist. Ausser einem kleinen Laden in Basel hat diese niemand gedeckt. Ich habe mich deshalb entschlossen, das Hobby zum Beruf zu machen und habe den Laden am Stampfenbachplatz vor 17 Jahren bezogen. Seither bin ich hier. Als das Internet als Vertriebskanal aufkam, fing ich zudem an, meine Poster online zu verkaufen. Heutzutage ist das Angebot riesig – Sammler kaufen ihre Poster auf der ganzen Welt. Bei mir macht der Laden rund 75% meines Absatzes aus, 25% verkaufe ich online.
Was zeichnet dein Angebot aus und hebt dich gegenüber den unzähligen Online-Shops ab?
Ich habe gemerkt, dass die Leute wieder zum haptischen Erlebnis zurückkommen. In meinem Laden können sie die Poster und Filmgadgets anschauen und haben authentische Farben vor sich – das schätzen viele. Hier gibt’s über 8’000 verschiedene Filmplakate von der Stummfilmzeit bis zum heutigen Kinohit. Vor allem pflegen wir den Schweizer Film – dieses Angebot ist einzigartig auf der Welt. Immer stärker nachgefragt werden heute Filmgadgets.
Wer sind deine Kunden?
Das ist einfach: Kinogänger. Wo der jungen Zielgruppe ein einfacher Filmposter-Nachdruck reicht, möchte ein 50-Jähriger Kunde manchmal ein Originalplakat, sagen wir aus der Nouvelle Vague, was um die CHF 1000.- kosten kann. Damit erkaufen sie sich aber auch ein Zeitdokument – die Filmgeschichte hängt so an der Wand. Manchmal tut mir ein Verkauf auch weh, aber wenn ich weiss, dass jemand seine Freude daran hat, stimmt es für mich. Ich kann ja auch nicht alles behalten und schon gar nicht ausstellen.
Hast du selber viele Filmplakate zu Hause aufgehängt?
Ich habe wenige Poster aufgehängt, dafür in Gross. Zwei Stummfilmplakate. Das erste ist „Ali Baba“. Ich muss gestehen, dass ich den Film gar nie selbst gesehen habe (lacht). Wahrscheinlich gibt es ihn nicht mehr. Aber die Plakate haben überlebt, es sind Lithografien, 1,20 x 1.60m – 2 auf 3m gross. Ein zweites Poster stammt vom Film „Aladin et la lanterne magique“ und das dritte ist ein Originalplakat von „La Dolce Vita“ (1.40 x 2m).
Wir werden von ein paar Kunden unterbrochen, die in den Laden strömen. Marcel bietet Auskunft und fachsimpelt mit einem Kunden über „Blue Velvet“ von David Lynch. Selber geht er natürlich auch sehr gern ins Kino und zählt „Son of Saul“, „Trumbo“ und „Room“ zu seinen diesjährigen Favoriten.
Danke Marcel, möge deine Film-Oase noch vielen Leuten Freude bringen!
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