Traumebenen, Body-Switches und düstere Bilder: Moritz Bleibtreus erstes Regiewerk ist ein ungewöhnlicher deutscher Spielfilm. Der bisher vor allem als Schauspieler bekannte Künstler hat sich mit «Cortex» viel vorgenommen, zumal er auch noch das Drehbuch schrieb, den Film produzierte und die Hauptrolle spielt.
Hagen (Moritz Bleibtreu) arbeitet als Wachmann und leidet unter starken Schlafstörungen. Diese belasten nicht nur seine Ehe, sondern sorgen auch für seltsame Träume. Im Schlaf sieht er immer einen jungen Mann namens Niko (Jannis Niewöhner), der in dubiose kriminelle Machenschaften verwickelt scheint. Als sich herausstellt, dass Niko in der realen Welt mit Hagens Frau eine Affäre hat, beginnt Hagen, an der Grenze von Traum und Realität zu zweifeln. Was er da noch nicht weiss: Niko sieht seinerseits Hagen in seinen Träumen.
«Ein psychologisches Mystery, vermischt mit einem Krimi-Thriller und einer Portion Traumtheorie obendrauf.»
Ein psychologisches Mystery, vermischt mit einem Krimi-Thriller und einer Portion Traumtheorie obendrauf: «Cortex» spielt definitiv auf vielen Ebenen, etwas gar vielen. Leider fügen sich die einzelnen Szenen nicht zu einer fliessenden Geschichte zusammen. Vieles wird angesprochen, aber wenig am Ende wieder aufgegriffen. Damit fühlt sich der eigentlich nur 96-minütige Film oft viel länger an, als er eigentlich ist. Eingeklemmt zwischen der Geschichte um kriminelle Machenschaften und dem eigentlich sehr interessanten psychologischen Rätsel, wird die Spannung des Öftern ausgebremst.
Trotzdem ist «Cortex» für Liebhaber*innen von Filmen, über die man nach der Sichtung noch weiter rätseln kann, durchaus einen Blick wert. Während das Krimi-Element nämlich nie richtig in Schwung kommt, bietet der Film mit seinem Traum-Mystery durchaus Material zum Grübeln. Sowohl Hagen als auch Niko sind interessante Charaktere, selbst wenn ihre Geschichte am Ende nicht wirklich zu einem tiefen Abschluss kommen. Den besten Auftritt hat Nicholas Ofczarek als Traumexperte: Ihm dabei zuzusehen, wie er in komplett abgedrehter Manier Traumtheorien demonstriert, ist ein Erlebnis für sich.
«Grossartig ist zudem die atmosphärische, intensive Musik von Erwin Kiennast, mit der er oft einen gelungenen Kontrast zu den ruhigen Bildern erzeugt. Zusammen mit den wunderbar düsteren Bildern von Kameramann Thomas Kiennast entsteht so eine Atmosphäre der Unwirklichkeit, die perfekt zur Erzählung passt.»
Grossartig ist zudem die atmosphärische, intensive Musik von Erwin Kiennast, mit der er oft einen gelungenen Kontrast zu den ruhigen Bildern erzeugt. Zusammen mit den wunderbar düsteren Bildern von Kameramann Thomas Kiennast entsteht so eine Atmosphäre der Unwirklichkeit, die perfekt zur Erzählung passt – weswegen «Cortex» auf einer grossen Kinoleinwand mit starker Soundanlage am besten zur Geltung kommt.
«Cortex» reicht damit nicht an die von Bleibtreu als Vorbild gennannten Filme von Christopher Nolan heran. Dafür ist die verschachtelte Erzählung zu zerstückelt. Aber es finden sich dennoch viele starke Momente in Bleibtreus Erstlingswerk, sodass er in hoffentlich naher Zukunft ein weiteres Projekt im Bereich Genrefilm in Angriff nehmen wird.
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Kinostart Deutschschweiz: 22.10.2020
Filmfakten: «Cortex» / Regie: Moritz Bleibtreu / Mit: Moritz Bleibtreu, Nadja Uhl, Jannis Niewöhner, Anna Bederke / Deutschland / 96 Minuten
Bild- und Trailerquelle: © 2020 Warner Bros. Ent. All rights reserved
«Cortex» ist ein verschachteltes Rätsel, das sich am Ende nicht zu einem Ganzen zusammenfügt. Trotzdem ist der Film, auch dank starker Musik- und Bildsprache, für Genreliebhaber interessant.
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