«A Polar Year» ist der bereits vierte (Doku-)Spielfilm von Samuel Collardey, für den der französische Filmemacher zu den Wurzeln seiner frühen Kurzfilme sowie seines preisgekrönten Erstlings «L’Apprentie» zurückkehrt. So fängt er in seinem neusten Film die Natur(-gewalten) unmittelbar ein und portraitiert die darin verwurzelten Menschen mit Feingefühl. In «A Polar Year» gilt sein Interesse den in Grönland lebenden Inuit und ihrem Kulturgut sowie einem jungen, dänischen Lehrer, Anders Hvidegaard, der sich in die Gemeinschaft einzufügen versucht.
«Ich will etwas erleben und zwar jetzt.» Anders Hvidegaard
Um familiären Erwartungen zu entkommen, entscheidet sich Anders Hvidegaard für einen Lehrvertrag in Grönland. Fortan unterrichtet er als Grundschulleher die Kinder von Tiniteqilaaq, einem abgelegenen Dorf im Osten Grönlands mit einem Dutzend Häuser und ohne fliessend Wasser. In einer Gemeinschaft, die zwischen Tradition und Moderne schwankt, versucht Anders die Kinder verzweifelt für Luther zu begeistern und muss ernüchtert feststellen, dass ihr Interesse essenzielleren Dingen wie der Jagd gilt. Anders muss seine Lehrmethoden anpassen, wobei er immer mehr die Menschen und ihre Kultur zu verstehen beginnt.
«Die Idee ist, den Dokumentarfilmen den Charme der Fiktion zu geben. Das Skript sieht aus wie ein fiktiver Text, ist aber zu 100% dokumentiert.» Samuel Collardey
«A Polar Year» basiert in erster Linie auf Collardeys Reisen, der, fasziniert von der Landschaft und der Inuit-Kultur, mehrfach nach Grönland zurückkehrte. Das Drehbuch zu seinem neusten Film gründet auf Interviews und Geschehnisse, die sich während seinen Aufenthalten ereignet haben sowie Inspirationen aus Flemming Jensens Buch «Imaqa». Wie Anders, musste auch Collardey das Vertrauen der Inuit erst einmal gewinnen, um sie für sein Projekt zu begeistern. So wurde «A Polar Year» schlussendlich an Originalschauplätzen gedreht und dies mit Protagonisten, die sich selber spielen. Um Kamerabewegungen am Boden des Packeises zu ermöglichen, setzte Collardey eine Drohne ein, aus deren Flugbahnen zudem die überwältigenden Landschaftsaufnahmen stammen.
«Ich interessiere mich für die Mikro-Gesellschaft, die Isolation von Individuen und ihre menschlichen Beziehungen in solchen Situationen.» Samuel Collardey
Mit «A Polar Year» hat Collardey eine bildgewaltige Mischung aus Fiktion-und Dokumentarfilm geschaffen, die unbequeme Themen wie die Klimaerwärmung und Kolonialisierung Grönlands anspricht, wobei traditionelles Kulturgut und westliches Fortschrittsdenken hart aufeinander prallen.
Ein herzerwärmendes Portrait einer marginalisierten Volksgruppe, die unbeirrt um die Anerkennung und den Erhalt ihrer jahrhundertealten Tradition kämpft.
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Kinostart Deutschschweiz: 13. Dezember 2018
Filmfakten: «A Polar Year» / Regie: Samuel Collardey / Mit: Anders Hvidegaard, Asser Boassen, Thomasine Jonathansen, Gert Jonathansen, Julius B. Nielsen, Tobias Ignatiussen und die Anwohner von Tiniteqilaaq, Grönland / Frankreich / 94 Minuten
Bild- und Trailerquelle: FRENETIC FILMS
Eine bildgewaltige Mischung aus Fiktion-und Dokumentarfilm, die unbequeme Themen wie die Klimaerwärmung und Kolonialisierung Grönlands anspricht.
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