Sommer 2015: Wir alle wollen Mark Watney vor seinem scheinbar unausweichlichen Schicksal, einem einsamen Tod auf dem Mars retten… Einsamkeit auf dem Mars… Das hatten wir doch schonmal?
Der vermeidlich tote Astronaut Mark Watney, wird von seinen Crewmitgliedern auf dem Mars zurückgelassen. Doch sein Ableben stellt sich als technische Fehleinschätzung heraus, und Watney muss erkennen, dass er allein auf dem roten Planeten, mit einigen technischen Hinterlassenschaften um sein Überleben kämpfen muss. Ja, Ridley Scott (bzw. Andy Weir) schuf hier ein Werk, auf welches er durchaus stolz sein darf. Überragende Kinobesucherzahlen und mehrfache Oscar-Nominierungen, unter anderem für Matt Damon in der Hauptrolle. Doch ist diese Idee, des Mannes in der vollkommenen Isolation, nicht schon ein alter Hut? Oft kopiert, findet die Robinsonade immer wieder in Literatur und Film Aufmerksamkeit. So ist die Idee Robinson Crusoes Geschichte ins Science-Fiction-Genre zu integrieren, ebenfalls schon vor Ridley Scott verwirklicht worden.
‚Robinson Crusoe auf dem Mars‘ aus dem Jahr 1964, von Byron Haskin, beschreibt die unfreiwillige Marslandung des Commanders Christopher Draper, der sich, nur in Begleitung eines Versuchsaffen, auf dem roten Planeten durchschlagen muss. Ein Film der in heutiger Sicht extrem amüsant, und nicht ohne Schmunzeln zu betrachten ist. Nicht nur die scheinbar inkonsequente Problematik des fehlenden Sauerstoffs, auch ihre geniale Problemlösung sind so sinnfrei, dass es schon wieder verdammt komisch ist.
Doch welcher Film taugt nun eher zum ultimativen ‚Crusoe-Mars-Spektakel‘?
Klar ist, es finden sich im Klassiker weit mehr Anspielungen, auf Defoes Roman, als im moderneren Film ‚Der Marsianer‘. So benennt Commander Draper seinen späteren Begleiter, nach Defoes Figur ‚Freitag‘. Er hat während seines Aufenthalts auch keinerlei Kontakt zur Erde, ganz wie Robinson Crusoe auf der einsamen Insel. Und auch Defoes Piraten finden sich hier als feindliche Ausserirdische wieder.
Weitere Gegensätze finden sich besonders in der Realitätstreue der Filme wieder. Während Watney auf dem Mars mit tatsächlich möglichen Mitteln ums Überleben kämpft, ist die Technik von Commander Draper, ein reines Erzeugnis künstlerischen Ideenreichtums. Die Filme zeigen deutlich, wie unterschiedlich die Herangehensweisen eines solchen Science-Fiction-Werks waren. Da im Jahre 1964, eine bemannte Fahrt zum Mars schlicht und ergreifend unrealistisch war, waren Lösungen für das Sauerstoff- oder Nahrungsproblem rein fiktionaler Natur, und sind heute amüsant anzuschauen. Während Andy Weir in seiner Geschichte eine tatsächlich mögliche Szenario beschreibt.
Gemeinsamkeiten finden sich aber ebenfalls: Genretypisch zeigen beide Titel den Wunsch, nach einer Zukunft zwischen den Welten. Und abgesehen aller Motive der Robinsonade, liegt die größte Gemeinsamkeit im schließlichen Ende der beiden Hauptakteure. Beide sind von ihrem Planeten, ihrer Spezies gerettet worden. Obwohl beide Filme eine unterschiedliche Gesellschaft inszenierten, und zu unterschiedlichen Zeiten geschrieben und produziert wurden, zeigen beide die Menschheit als eine Einheit. Als Wesen, die sich gegenseitig in der Not helfen, und keinen Gestrandeten zurücklassen.
Welcher Film schließlich im DVD-Player landet, darf jeder für sich entscheiden. Ob ein moderner Science-Fiction, der von der Realität möglicherweise gar nicht weit entfernt ist, oder ein Klassiker, der seinem Genre noch alle Ehre macht. Beide bieten maximale Unterhaltung, auf sehr unterschiedliche Art und Weise.
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