Die Miniserie um einen Ausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Dannemora im US-Bundesstaat New York bewegt sich fernab von den Klischees des Gefängnisdramas. Dank dem starbesetzten Ensemble und der Regie von Ben Stiller bleibt die absehbare Handlung spannend.
Basierend auf einem wahren Gefängnisausbruch, erzählt «Escape at Dannemora» die Geschichte von Richard Matt (Benicio Del Toro) und David Sweat (Paul Dano), die mit Hilfe von Joyce «Tilly» Mitchell (Patricia Arquette) 2015 aus dem Hochsicherheitsgefängnis in der amerikanischen Kleinstadt Dannemora ausbrachen. Die Miniserie interessiert sich allerdings weniger für den Ausbruch selbst, sondern fokussiert sich stattdessen auf die Beziehungen innerhalb der Haftanstalt, die den Ausbruch ermöglichten.
Geprägt von Spannungen und Sympathiewechseln, spielen die sieben Episoden mit dem Klischee von guten Wärtern und bösen Häftlingen und gestalten die Gefängniswelt als eine der zweifelhaften Hierarchien. Immer wieder werden Gefälligkeiten in dunklen Gängen und leeren Hinterzimmern ausgetauscht. Matt, der den Mikrokosmos hinter Gittern beherrscht, macht sich so sein Umfeld zunutze, um sich mithilfe des Zellengenossen Sweat und der Aufseherin Tilly seinen Traum von Freiheit zu erfüllen.
Statt sich mit dem Spektakel des Ausbruchs zufriedenzugeben, bietet «Escape at Dannemora» eine tiefgründige Studie seiner Protagonisten
Die von Brett Johnson und Michael Tolkin kreierte und von Ben Stiller inszenierte Miniserie bewegt sich fern von den geläufigen Klischees um Gefängnisdramen. Statt sich mit dem Spektakel des Ausbruchs zufriedenzugeben, bietet «Escape at Dannemora» eine tiefgründige Studie seiner Protagonisten. Die Flucht aus dem titelgebenden Ort nahe der kanadischen Grenze ist so nicht nur eine Flucht der Häftlinge, sondern auch eine der Anwohnerin Tilly, die gleichermassen in sozialen Strukturen gefangen ist wie die Gefängnisinsassen in ihren Zellen.
Kaltes Licht und blasse Farben
Stiller inszeniert die Szenerie aus kaltem Licht und blassen Farben als Spiegelung der ambivalenten Innenleben seiner Figuren. Fast unerkennbar hinter Makeup und Brille legt Patricia Arquette eine Gratwanderung hin, die weder Spott noch komplette Sympathie für Tilly zulässt. Allein schon ihre Darstellung als verzweifelte Angestellte, die einem Wunschtraum verfällt, macht die Serie sehenswert. Zudem bleibt der Unterhaltungsfaktor trotz einem eher absehbaren Plot auch dank technischer Spielereien hoch. Die verschiedenen gestalterischen Anspielungen erinnern an die Eröffnungsszene von Coppolas «The Conversation» oder die Plansequenzen der ersten «True Detective»-Staffel. Nach vereinzelten Ausflügen hinter die Kamera etabliert sich actor-turned-director Ben Stiller so auch als Regisseur in der TV-Welt. Das Resultat ist eine Miniserie, die nicht nur wegen, aber speziell mit ihren Darsteller glänzt.
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Serienfakten: «Escape at Dannemora» / Creators: Brett Johnson, Michael Tolkin / Regie: Ben Stiller / Mit: Benicio del Toro, Patricia Arquette, Paul Dano, Bonnie Hunt, Eric Lang, David Morse / USA / 7 Episoden
Bild- und Trailerquellen: Showtime
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