“While everybody else is takin’ lives, I’m gonna be savin’ it. That’s gonna be my way to serve.”
Zehn Jahre nach “Apocalypto” ist Mel Gibson zurück im Regiestuhl und erzählt eine Geschichte von Mut, Glaube und Menschlichkeit. Auch wenn er sich mit “Hacksaw Ridge” auf gewohntem Terrain bewegt, hat er damit einen nachhallenden, äusserst brutalen Kriegsfilm geschaffen.
Es stellt sich die Frage, ob es dem momentanen politischen und gesellschaftlichen Weltgeschehen förderlich ist, einen Film zu produzieren, in dem die Welt einmal mehr durch die USA vor dem bösen Fremden gerettet werden muss. Und macht euch nichts vor, “Hacksaw Ridge” ist ‘as American as it gets’. Die dominierenden Themen sind Religion, Patriotismus, Familie, Mut, und das klassische Männerbild in der Gesellschaft. Und doch vermag sich das Werk vom Mittelmass abzuheben. Zu verdanken ist dies der entschlossenen Regiearbeit Gibsons, der vielschichtigen Performance von Andrew Garfield, vor allem aber der auf wahren Begebenheiten beruhenden, äusserst humanen Geschichte.
Desmond T. Doss (Andrew Garfield) wächst in den Blue Ridge Mountains in Virginia auf, zusammen mit seinem Bruder, seiner fürsorglichen Mutter, und seinem vom Ersten Weltkrieg gezeichneten Vater. Verschiedene Ereignisse sorgen dafür, dass er sich schwört, nie wieder eine Waffe auch nur anzufassen. Trotzdem meldet er sich für den Kriegsdienst an: Er könne nicht tatenlos zu Hause sitzen, während andere für das Vaterland kämpfen. Absehbar, dass seine ‘No Guns’-Policy dort gar nicht gut ankommt. Seine dem Glauben entspringenden Motive werden neben seinen Vorgesetzten auch von seinen Kameraden hinterfragt. Er bleibt hart und erhält schliesslich von oben die Erlaubnis, komplett unbewaffnet in den Krieg zu ziehen – gegen den Willen praktisch aller.
“With the world so set on tearin’ itself apart, doesn’t seem like such a bad thing to me to wanna put a little bit of it back together.”
Im ersten Drittel des Films wächst er im ländlichen Virginia auf und lernt Dorothy Schutte (Teresa Palmer) kennen, im zweiten absolviert er das Militärtraining auf Fort Jackson, South Carolina, und im letzten Drittel kämpft er in der Schlacht von Okinawa. Die drei Abschnitte unterscheiden sich stark voneinander, nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch. Während der erste Teil hell und warm daherkommt, ist davon im dritten Teil nichts mehr zu spüren. Krieg ist die pure Hölle – anders kann man den finalen Teil nicht interpretieren. Genau dieser dritte Teil ist das Highlight des Films, vor allem durch die finale, meisterhaft inszenierte ‘Heldentat’ Doss’s, die ihm nicht nur das Ansehen seiner Kameraden und Vorgesetzten einbringt, sondern – im richtigen Leben – auch die ‘Medal of Honor’.
Das vergangene Jahr war ein erfolgreiches für Andrew Garfield (“The Social Network”, “The Amazing Spider-Man”), der bald auch in “Silence” von Martin Scorsese zu sehen sein wird. Ebenfalls kann sich Vince Vaughn (“Wedding Crashers”, “The Break-Up”) von einer anderen Seite präsentieren – und erinnert dabei stark an “Full Metal Jacket”.
“Hacksaw Ridge” ist und bleibt ein typischer, amerikanischer Kriegsfilm, der das Rad bestimmt nicht neu erfindet. Die Geschichte, die dem Zuschauer vorgesetzt wird, ist aber todsolide, linear und klar fokussiert erzählt. Optisch beeindruckend liefert Mel Gibsons neustes Werk überdurchschnittlich gute Unterhaltung.
“Hacksaw Ridge” läuft ab Donnerstag, 26. Januar im Kino.
Directed by Mel Gibson / Written by Robert Schenkkan und Andrew Knight / Darsteller: Andrew Garfield, Vince Vaughn, Sam Worthington, Teresa Palmer, Hugo Weaving und Rachel Griffiths
Trailer- und Bildquelle: Impulse Pictures
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