“When you love someone, you have to be careful with it. You might never get it again.”
Sieben Jahre nach seinem Debütfilm “A Single Man” bringt Designer/Regisseur Tom Ford sein zweites Werk auf die Leinwand. Die Geschichte einer Kunstgaleristin, die den neuen Roman ihres Ex-Mannes liest, ist düster, kalt und nichts für schwache Nerven.
Susan Morrow besitzt eine Kunstgalerie in Los Angeles. Obwohl sie mit einem Geschäftsmann verheiratet ist, beschäftigt sie sich die meiste Zeit mit ihrer Arbeit – ihr Mann und die Ehe sind ziemlich abgekühlt. Leben tut sie für ihre Arbeit – wobei ‘Leben’ hier ein weit gefasster Begriff ist. Unzufrieden, fast schon apathisch, schreitet sie durch riesige Kunsthallen, und durch die Räume ihres modernen Hauses. Bis sie eines Tages das Manuskript des neuen Romans ihres Ex-Mannes erhält. ‘Nocturnal Animals’ lautet der Titel – benannt nach dem Übernamen, den Edward, ihr Ex-Mann, ihr damals gegeben hat.
Nach und nach wird sie von der Geschichte eingenommen. “It’s violent and it’s sad. And he dedicated it to me”, stellt Susan gegenüber ihrer Assistentin fest. Von nun an fährt der Film zwei – später sogar dreigleisig: Auf der ersten Ebene liest Susan das Buch, auf der zweiten Ebene spielt sich die erzählte Geschichte ab, und auf der dritten erinnert sich Susan zurück an ihre Zeit mit Edward. Der Inhalt des Romans steht sinnbildlich für die Zerstörung ihrer Ehe. Seinen Gefühlen freien Lauf lassend, schonungslos und brutal hält er ihr den Spiegel ihrer Taten vor. So muss sie es interpretieren.
“It’s going to be rough for him out there, not knowing how it’s gonna come.”
Susan Morrow wird gespielt von Amy Adams – momentan auch mit “Arrival” im Kino zu sehen – die hier einmal mehr ihre Wandelbarkeit unter Beweis stellt. Eine gewisse Kälte und emotionale Leere ist schon in ihren Blicken unmissverständlich. Auch Jake Gyllenhaal (“Donnie Darko”, “Brokeback Mountain”) in der Doppelrolle als Ex-Mann und Hauptfigur des Romans, kann ebenfalls aus dem Vollen schöpfen. Besonders erwähnenswert sind überdies die Darbietungen von Aaron Taylor-Johnson (“Nowhere Boy”, “Kick-Ass”) und Michael Shannon (“Boardwalk Empire”, “Revolutionary Road”) als Nebenfiguren in Edwards Roman.
Dass Tom Ford als Modedesigner ein Auge für das Ästhetische hat, bewies er schon bei “A Single Man”. Visuell steht “Nocturnal Animals” diesem Erstlingswerk um nichts nach, erzählerisch ist er leider etwas weniger ausgeglichen. Der Film ist wahnsinnig elegant – bereits die erste Einstellung wird niemanden kalt lassen – und bleibt kontinuierlich spannend, büsst inhaltlich aber gegen Ende etwas an Innovation ein. Schlussendlich präsentiert sich “Nocturnal Animals” wie ein modernes Kunstwerk: Visuell betörend und schön anzusehen, narrativ aber ein bisschen enttäuschend.
“Nocturnal Animals” läuft ab Donnerstag, 22. Dezember im Kino.
Written and Directed by Tom Ford / Darsteller: Amy Adams, Jake Gyllenhaal, Michael Shannon, Aaron Taylor-Johnson, Isla Fisher, Armie Hammer, Laura Linney, Michael Sheen und Ellie Bamber
Bild- und Trailerquelle: © Universal Pictures International Switzerland
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