Auf den ersten Blick ist «Virgin Mountain» ein klassisches Coming-of-Age Drama. Doch Fúsi – der Name der Hauptfigur ist zugleich der isländische Originaltitel des Films – ist schon über 40 und sträubt sich vor dem Erwachsenwerden. Die Liebe zu seiner Gegenspielerin Sjöfn zwingt ihn aber schliesslich dazu.
Bei genauerer Betrachtung entdeckt man in Dagur Káris viertem Kinofilm das «Unklassische» – und genau das gibt diesem Film seine Eigenheit. Unklassisch ist, dass Sjöfn (Ilmur Kristjánsdóttir) keine perfekte Frau ist, die es zu erobern gilt, sondern eine Frau mit Ecken und Kanten. Mit Eigenschaften, die unserer Hauptfigur (Gunnar Jónsson) lange verborgen bleiben, aber dem Film durch deren Offenlegung neue Kraft geben.
Unklassisch ist der Humor, den der Film durch die wunderbar gezeichneten Figuren erhält. So ertappen wir uns häufig beim Belächeln statt beim Lachen und bekommen so den Spiegel vorgehalten. Und unklassisch ist zu guter Letzt auch die Dramaturgie, die, je länger der Film dauert, zunehmend unerwartete Bögen schlägt und so unsere Erwartungen unterläuft. Regisseur Dagur Kári gelingt somit eine schöne Gratwanderung. Das Resultat ist vielleicht keine Neuerfindung dieser Geschichte, aber ein absolut sehenswerter Versuch.
–––
Kinostart Deutschschweiz: 18.2.2016
Filmfakten: «Virgin Mountain» («Fúsi») / Regie: Dagur Kári / Mit: Gunnar Jónsson, Ilmur Kristjánsdóttir, Sigurjón Kjartansson, Margrét Helga Jóhannsdóttir / Island, Dänemark / 94 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Xenix Filmdistribution GmbH
No Comments