Lara Stoll und Cyrill Oberholzer, die kreativen Köpfe hinter dem fulminanten Kinoepos «Das Höllentor von Zürich», sind zurück auf der Leinwand mit ihrem neuesten Krimi-Abenteuer «Wer hat die Konfitüre geklaut?». In diesem Kasperli-Tatort-Theater glänzen Patrick Frey als verwirrter Patrick Frey, Lara Stoll als Google-Drohnen-Terminator sowie ein Michael-Jackson-Furby in einem visuell aufregenden und kreativ inszenierten Low-Budget-Trip rund um subjektive Zwetschgenchopf-Konstrukte und fehlende Erdbeerkonfitüre.
Apocalypse Now
Es gibt tolle Ideen, schöne Referenzen und grossartige Situationskomik im neuen Film von Lara Stoll und Cyrill Oberholzer, die 2018 mit «Das Höllentor von Zürich» ihr überaus gelungenes Langspielfilmdebüt feierten. Dort steckte Stoll im Badewannenabfluss fest und entfloh der Realität mit Minipic, YouTube und ein paar Drogen.
Im neuen Opus geht es nun um… ja, um was geht es überhaupt? Ganz ehrlich: Man weiss es nicht so genau. Ist aber auch nicht so wichtig. Jedenfalls wird irgendwo Erdbeerkonfitüre geklaut, und die muss wieder gefunden werden. Protagonist ist der selbsternannte YouTuber Patrick Frey (Patrick Frey), der, etwas wirr im Kopf, noch bei seiner Mutter wohnt. Und plötzlich wird Patricks Account von einem Algorithmus gesperrt und eben die Erdbeerkonfi aus dem Keller geklaut. Des Weiteren dreht sich alles um die Frage, ob Patrick den Dieb in die Falle locken kann, wobei er von allerlei Dingen abgelenkt wird: von einem Michael–Jackson-Furby, einer bösen Drohne (Stoll), Frau Polizistin Krokodil (Nicole Knuth), und natürlich von seiner selbst.
Gnusch im Kopf
Wie schon in ihrem Debüt beweisen Oberholzer und Stoll, dass sie sich gerne mit der Filmkunst auseinandersetzten: Schon in ihrer Internetsendung Internetsendung «Bild mit Ton» spielen und experimentieren sie mit Intertextualität. Entsprechend geht es in «Wer hat die Konfitüre geklaut?» auch weniger um eine lineare Handlung als um Wahrnehmung und Form. Auffällig ist auch einmal mehr der Austausch zwischen der realen und der digitalen Welt, den Terminatoren unserer Zeit, und wie sich diese Realitäten gegenseitig abstossen und zugleich auch ergänzen. Das machen die beiden auf eine witzige, liebevolle, aber auch blutig-feurige Massaker-Art, die sie halt einfach noch gut finden. Und das Schöne daran: Vieles ist selbst gebastelt. Michel Gondry meets Alejandro Jodorowsky in der digitalen Agora.
«Vieles ist selbst gebastelt. Michel Gondry meets Alejandro Jodorowsky in der digitalen Agora.»
Alles in allem ist es wieder ein psychedelisch lustiger, ungemein unterhaltsamer Trip geworden, mit vielen schönen Ideen, und teilweise auch tollen Einstellungen (Stichwort Polizeiauto vor biotopischem Garten – Hammer!). Der Film als Ganzes mag nicht mehr so stringent sein wie das «Höllentor», aber dafür ist Patrick Freys wahnsinnige Darstellung umso erfrischender.
Den Film kann man sich im Kino Riffraff in Zürich in den zwei kommenden Nocturnes am 11.2. und am 12.2. ansehen. Tickets gibt es hier.
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Kinostart Deutschschweiz: 3.2.2022
Filmfakten: «Wer hat die Konfitüre geklaut?» / Regie: Cyrill Oberholzer, Lara Stoll / Mit: Patrick Frey, Nicole Knuth, Noha Badir, Lotta Waldvogel, Servia Sahoua, Lara Stoll / Schweiz / 91 Minuten
Bild- und Trailerquelle: «Bild mit Ton»
«Wer hat die Konfitüre geklaut?» ist ein kreativ inszeniertes Low-Budget-Abenteuer, in dem Patrick Frey als wahnsinniger YouTuber und Lara Stoll als Google-Drohnen-Terminator glänzen.
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