Mit der Reihe «¡Mira!» (Deutsch: «Schau!») wurde bis letzte Woche im KOSMOS das lateinamerikanische Filmschaffen zelebriert. Neben den gezeigten Filmen wie «La flor» oder «El abrazo de la serpiente» ist «Monos», der diese Woche in den Schweizer Kinos startet, eine spannende Ergänzung.
Die abgelegene Bergregion von Kolumbien ist Heimat von Patagrande (Moisés Arias), Rambo (Sofia Buenaventura), Leidi (Karen Quintero), Sueca (Laura Castrillón), Pitufo (Deiby Rueda), Lobo (Julián Giraldo), Perro (Paul Cubides) und Bum Bum (Sneider Castro). Die acht Jugendlichen bilden eine paramilitärische Einheit und handeln im Auftrag der obskuren «Organisation». Ihr Auftrag lautet, auf die Milchkuh Shakira und die amerikanische Geisel Doctora (Julianne Nicholson) aufzupassen. Doch nach einem tödlichen Unfall muss sich die Einheit in den Dschungel zurückziehen und in der menschenfeindlichen Umgebung um ihr Überleben kämpfen.
«Angelehnt an William Goldings Roman ‹Lord of the Flies›, versetzt ‹Monos› die bekannte Geschichte um Teenager fernab der Zivilisation in den Kontext des kolumbianischen Rebellenkriegs.»
Angelehnt an William Goldings Roman «Lord of the Flies» versetzt «Monos» die bekannte Geschichte um Teenager fernab der Zivilisation in den Kontext des kolumbianischen Rebellenkriegs. Mit dieser Änderung schaffen Regisseur Alejandro Landes und Co-Autor Alexis Dos Santos eine willkommene weitere Dimension zum Origialstoff, denn hier ist es kein unglücklicher Zufall, der die Jugendlichen zu Ausschweifungen und Gewalt bewegt, sondern verzweifelte Rebellen, die Kinder zu Soldaten ausbilden. Wechselnde Loyalitäten und Machtkämpfe sind vorprogrammiert, und es besteht kein Ausweg für die zu Gewalt neigenden Guerillakrieger. So deutet auch die Vieldeutigkeit des Wortes «Mono», das sowohl «Affe» als auch «süsses Kind» bedeuten kann, auf die manipulative Fremdeinwirkung und die Abhängigkeit der Jugendlichen hin.

Die Protagonist*innen von «Monos» verstecken sich mit einer Geisel im kolumbianischen Dschungel.
Ein reissender Bildstrom
Es ist allerdings der erste Akt, der am meisten überzeugt. Mit dem Ortswechsel in den amazonischen Dschungel werden aus Werner Herzogs «Aguirre» (1972) bekannte Motive um Mensch gegen Naturgewalt aufgegriffen, doch findet gleichermassen eine Abflachung der Handlung statt. Während zu Beginn noch ein reissender Bildstrom dominiert – aufgewertet durch die atmosphärischen Landschaftsaufnahmen von Jasper Wolf und die stimmungsvolle Musik von Mica «Micachu» Levi («Under the Skin», «Jackie») –, verliert sich die Geschichte schon bald in ihren eigenen Wirrungen. Ohne einen gebührenden Schlusspunkt setzten zu können, bleibt «Monos» so nur als origineller Versuch mit starker Atmosphäre in Erinnerung.
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Kinostart Deutschschweiz: 22.8.2019
Filmfakten: «Monos» / Regie: Alejandro Landes / Mit: Moisés Arias, Sofia Buenaventura, Karen Quintero, Laura Castrillón, Deiby Rueda, Julián Giraldo, Paul Cubides, Sneider Castro, Julianne Nicholson / Kolumbien, Argentinien, Niederlande, Deutschland, Schweden, Uruguay / 102 Minuten
Bild- und Trailerquelle: trigon-film
Einmal mehr überzeugt Mica Levi mit meisterhafter Filmmusik, welche die atmosphärischen Landschaftsaufnahmen begleitet. Leider kann die Handlung aber nur im ersten Akt mithalten.
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