Guy Ritchie, der König der Gaunerfilme, liefert mit seinem jüngsten Streich einmal mehr eine Actionkomödie mit altbewährter Besetzung. Nach vier Kleinkriminellen-Rollen unter Ritchies Regie darf Jason Statham in «Operation Fortune: Ruse de guerre» einen Freelancer-Agenten spielen. Das Resultat: wild, aber gezähmt, Parallelen zu James Bond, nur lustiger, aber nicht so lustig wie auch schon.
Anders als James Bond ist Orson Fortune (Jason Statham) nicht bei der britischen Regierung angestellt und wird daher nur gerufen, wenn es anders nicht mehr geht. Denn sein Kontaktmann Nathan Jasmine (Cary Elwes) weiss, dass der Waffenexperte Fortune unter allerlei Zimperlichkeiten leidet und daher entsprechend entlöhnt werden muss: Die Klaustrophobie und die Flugangst des Topagenten können nur mit geräumigen Privatjets und edelsten Jahrgangsweinen bekämpft, das posttraumatische Syndrom nach jedem Einsatz nur mit einem mehrwöchigen Luxusurlaub geheilt werden.
Dennoch bleibt dem Geheimdienst keine andere Wahl, denn irgendetwas Gefährliches wurde aus einem ukrainischen Forschungszentrum entwendet und soll nun für zehn Milliarden Dollar verkauft werden. Niemand weiss, wer genau was anbietet – aber die Spuren führen zum schwerreichen Waffenhändler Greg Simmonds (Hugh Grant), an den nur solide Hardliner wie Fortune und sein Team, zu dem die Technikexpertin Sarah Fidel (Aubrey Plaza) und der Scharfschütze J.J. (Rapper Bugzy Malone) gehören, herankommen.
Blöderweise geht aber schon der erste Einsatz schief, da die Konkurrenz nicht schläft und ein anderes Agententeam denselben mysteriösen Koffer am Flughafen abfängt. Beim Objekt der Begierde handelt es sich laut Jasmine um «etwas ziemlich Fieses» – es steht mehr auf dem Spiel als befürchtet, und Fortune muss sich an den schmierigen Waffenhändler ranmachen, um eine globale Bedrohung zu verhindern.
Zum Glück ist Simmonds Fan des Hollywood-Schauspielers Danny Francesco (Josh Hartnett) – und ebendieser wird durch eine List dazu gezwungen, das Agententrio zu einer von Simmonds arrangierten Wohltätigkeitsveranstaltung zu begleiten und dabe an die benötigten Informationen zu kommen. Danny soll also sich selbst spielen, scheint anfangs aber genau dabei zu versagen. Unsicher und tölpelhaft nähert er sich dem braun gebrannten, schleimigen Simmonds, um ihn als väterlichen Freund zu gewinnen.
«Guy Ritchies Agententhrillerkomödie brilliert dank Hugh Grants Witz und widerlichen Charmes – den er schon in ‹The Gentlemen› genüsslich ausspielen durfte – und auch Josh Hartnetts eitle Unbeholfenheit als Agent wider Willen sorgt für einige komische Szenen.»
So weit, so gut. Oder doch nicht? Nun ja. Guy Ritchies Agententhrillerkomödie brilliert dank Hugh Grants Witz und widerlichen Charmes – den er schon in «The Gentlemen» (2019) genüsslich ausspielen durfte – und auch Josh Hartnetts eitle Unbeholfenheit als Agent wider Willen sorgt für einige komische Szenen. Jason Statham wiederum bleibt gewohnt cool, und Aubrey Plaza («The White Lotus») behauptet sich in der Männerwelt gekonnt schlagfertig und verbal fast schon übergriffig.
Trotz der vielen Pointen fehlt es «Operation Fortune: Ruse de guerre» aber an tiefgreifenderem Humor; von Ritchie ist man sich Bissigeres gewohnt. Immerhin verhindern die sarkastischen Zwischentöne, dass sich angesichts der linearen Erzählung keine Langeweile einstellt. Bis auf eine Rückblende gibt sich der Film nämlich ziemlich geradlinig: Die ausladende Montagesequenzen und wilden Twists, für die Ritchie dank «Lock, Stock and Two Smoking Barrels» (1998), «Snatch» (2000) und «The Gentlemen» berühmt ist, fehlen hier.
Anstatt sich den guten alten Ritchie-Tricks und -Spielereien hinzugeben, Bösewichte an der Nase herumzuführen und erzählerisch immer wieder einen Gang höher zu schalten, stehen diesmal – wie in den jüngsten James-Bond– und «Mission: Impossible»-Filmen – die technischen Raffinessen im Vordergrund.
«So resultiert Ritchies Zurückhaltung in ein fast schon harmonisches Agentenspektakel. Er und seine langjährigen Co-Autoren Ivan Atkinson und Marn Davies hätten gerne etwas kreativer sein dürfen.»
So resultiert Ritchies Zurückhaltung in ein fast schon harmonisches Agentenspektakel. Er und seine langjährigen Co-Autoren Ivan Atkinson und Marn Davies hätten gerne etwas kreativer sein dürfen. Trotzdem bleibt «Operation Fortune» kurzweilig und amüsant, was vor allem dem grossartigen Cast zu verdanken ist. In Erinnerung wird er uns aber kaum bleiben.
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Kinostart Deutschschweiz: 5.1.2023
Filmfakten: «Operation Fortune: Ruse de guerre» / Regie: Guy Ritchie / Mit: Jason Statham, Aubrey Plaza, Josh Hartnett, Cary Elwes, Bugzy Malone, Hugh Grant, Eddie Marsan / USA / 114 Minuten
Bild- und Trailerquelle: © 2023 Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.
In Guy Ritchies «Operation Fortune: Ruse de guerre» wird der coole Gangster-Haudegen Jason Statham zum neurotischen Spezialagenten. Das ist amüsant, wenn auch etwas gar brav geraten.
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