Der neue Star Wars Spin-Off-Film «Solo: A Star Wars Story» von Ron Howard hat etwa so viel mit Star Wars zu tun wie die Pfingstrosen mit den Pfingsten.* Das abgehalfterte Sternenkrieg-Geplänkel rund um die unnötige Vorgeschichte von Han Solo und seinem Treffen mit Chewbacca ist der Star-Wars-Saga sowohl inhaltlich als auch auf formaler Ebene leider nicht würdig. Einzig der Charme von Alden Ehrenreich als wagemutiger Han Solo, der Swag von Donald Glover («This Is America», «Atlanta»), ein Millennium Falke-Moment und der Witz des Woody Harrelsons als Lonely Wolf bleiben im Gedächtnis – ansonsten gibt es keine erinnerungswerten Momente.
Inhaltlich geht es um die Abenteuer des jungen Han Solo, der bei einer Reihe waghalsiger Abenteuer in einer düsteren und kriminellen Unterwelt seinen späteren Co-Piloten Chewbacca (Joonas Sutamo) kennenlernt und auf den berüchtigten Glücksspieler Lando Calrissian (Donald Glover) trifft. Die Geschichte beginnt also zehn Jahre vor den Ereignissen von «Star Wars», dem ersten Film der Star Wars Saga von George Lucas aus dem Jahre 1977. Und alles, was wir schlussendlich über seine Vergangenheit erfahren, ist die Liebesgeschichte zur Qi’ra (Emilia Clark) und die Abenteuer, um sie zu befreien. Leider berührt weder die Liebesgeschichte (zu viel Geknutsche für Star Wars) noch mögen die Abenteuer des Han Solo etwas neues erzählen, da man die einzelnen Sequenzen in «Pirates of the Caribbean», «James Bond», «Mad Max» oder anderen Action-Blockbustern allesamt schon gesehen hat.
Produktionsknatsch
Wo der erste Vorgeschichten-Ableger der sogennnanten Anthology-Reihe «Rogue One: A Star Wars Story» inhaltlich etwas zur Saga beitragen konnten und dies dramaturgisch geschickt und überraschend inszeniert war, so hat Solo weder ausdrucksstarke Darsteller (Emilia Clarke – «Game of Thrones» – ist fehl am Platz), noch gute Dialoge, noch überraschende Twists. Und die an sich ja spannenden Ideen wie rebellische Droiden verhelfen dem Film dann auch nur punktuell zu intelligenten Sequenzen. Grund für den unzufriedenstellenden Star Wars-Film können in den unterschiedlichen Visionen des Films zu finden sein. *Ron Howard kam nämlich erst später zu den Dreharbeiten hinzu. Im Juni 2017, wenige Wochen vor dem geplanten Ende der Dreharbeiten, kam es zur Entlassung der primär eingestellten Regisseure Phil Lord und Chris Miller («The Lego Movie»). Berichten zufolge wurden diese entlassen, da sowhol die Drehbuchautoren Jonathan und Lawrence Kasdan, als auch Produzentin Kathleen Kennedy mit ihrer Art des Filmens nicht einverstanden waren. Kennedy und die Kasdans erwarteten einen weitaus ernsteren Film, während Lord und Miller ein hohes Mass an Improvisation an den Sets sowie einen sehr komödienartigen Film im Auge hatten. Dies führte zu grossen Abweichungen von Kasdans ursprünglich geplantem Drehbuch. Lucasfilm gab dann gemeinsam mit den Regisseuren die Trennung aufgrund von kreativen Differenzen bekannt. Anschliessend kündigten sie dann an, dass der zweifache Oscarpreisträger Ron Howard («A Beautiful Mind») die Regie für die dreieinhalb noch verbleibenden Drehwochen sowie die anberaumten Nachdrehs, die auf fünf Wochen angesetzt wurden, übernehmen werde.
«Der neue Star Wars Spin-Off-Film «Solo: A Star Wars Story» von Ron Howard hat mit der Star-Wars-Saga etwa so viel tun wie die Pfingstrosen mit den Pfingsten.»
Fazit:
Wenn man sich auf einen Nicht-Star-Wars-Action-Love-Story im Weltall einlässt und viel Popcorn mitnimmt, dann wird man mit den vielen Raumschiff-Jagden, dem charmanten Spiel von Alden Ehrenreich («Blue Jasmine», «Hail, Caesar!») und ein paar Twists durchaus unterhalten. Für eingefleischte Star Wars-Fans wird der Film aber eine Enttäuschung. Den ersten Dämpfer gibt’s dann auch schon in den ersten Minuten – was, sei hier aber nicht verraten.
–––
Kinostart: 24. Mai 2018 / Regie: Ron Howard / Cast: Joonas Sutamo, Alden Ehrenreich, Woody Harrelson, Emilia Clarke, Donald Glover, Thandie Newton, Phoebe Waller-Bridge.
* Die Pfingstrose ist eine beliebte Zierpflanze, die nach dem Pfingstfest benannt ist. Sie steht jedoch nur aufgrund ihrer Blütezeit und weniger inhaltlich in Bezug zu dem christlichen Spätfrühjahrsfest in Zusammenhang.
No Comments