«Juste la fin du monde» ist ein kleines Meisterwerk. Das junge Regiegenie Xavier Dolan hat nach «Mommy» (2014) und «J’ai tué ma mere» (2009) wohl einen seiner reifsten Filme geschaffen. Allein Marion Cotillards Mimik ist ein Spektakel.
Stille zu erzeugen durch laute Worte, Lärm gebären, ohne einen einzigen Ton. Das ist die Kunst, die Xavier Dolan in seinen Filmen beherrscht. In «Juste la Fin u Monde» schafft er dies vor allem durch die fabelhaften Darsteller, deren Gesichtsmuskeln er wie ein riesiges Orchester einsetzt. Zusammen spielen die fünf grandiosen Hauptdarsteller Marion Cotillard («La Vie en rose», «Inception»), Vincent Cassel («La Haine», «Black Swan»), Léa Seydoux («The Grand Budapest Hotel», «Spectre»), Gaspard Ulliel («Saint Laurent», «Hannibal Rising») und Nathalie Baye («Catch Me If You Can», «Sauve qui peut (la vie)») mit ihrer Mimik und ihren Blicken Lieder voller Leid und Glück, irgendwo am Ende der Welt, an diesem Ort, der Zuhause heisst. Und genau das fängt die Kamera ein. Und genau das ist es, was Xavier Dolan uns in einer bedrückend visuellen Enge zeigen will.
Slow Motion und kontrastreiche Popsongs
Die Kamera hält auf die Gesichter und wir verstehen auch ohne Worte diese universelle Geschichte, über einen 34 jährigen Mann, der zu seiner Familie heimkehrt. Er hat seine Liebsten ein Jahrzehnt nicht mehr gesehen. Er will ihnen sagen, dass er nicht mehr Lange zu leben hat. Doch als er zu Hause ankommt, finden weder er, noch seine Schwester, noch seine Mutter oder sein Bruder, die richtigen Worte, um ihre Freude, ihren Hass, die Wut, die Angst und am Ende ihre Liebe, ausdrücken zu können. Es sind ihre Portraitaufnahmen, die das Unsagbare, wahrhaftig werden lassen. Gezeigt in wunderbaren Slow Motion Bildern, der diesem Spiel Gewicht verleiht.
Die Kamera fokussiert neben den äusseren Impressionen auch innere Eindrücke. Diese meist unscharfen Bilder, transportieren getrübte Erinnerung an die Kindheit und werden begleitet von kontrastreichen Popsongs. Ein Charakteristikum, das Xavier Dolans auch in anderen Filmen gekonnt einsetzt. Sie machen heiter, was eigentlich düster ist. Und es ist genau diese Ambivalenz, die sich durch den ganzen Film zieht.
Ein bildstarkes Familiendrama.
«Juste la Fin u Monde» zeigt in grandiosen Bildern ein Familiendrama, das unter die Haut geht. Xavier Dolan nutzt die Mittel des Mediums Films grandios und verleiht den grossartig gespielten Figuren Tiefe, ohne zu vieler Worte, nur mit deren Mimik. Er zeigt nahe und gefühlvolle Portraitsaufnahmen einer Familie, die sich auseinandergelebt hat und sich an einem Nachmittag zusammenfindet. Temps mort am Ende der Welt.
Kinostart: 29. Dezember 2016 / Regie: Xavier Dolan / Mit: Marion Cotillard, Vincent Cassel, Léa Seydoux, Nathalie Baye und Gaspard Ulliel / Genre: Drama / Produktionsland: Kanada/Frankreich / Produktionsjahr: 2016 / Länge 95min / FSK: ab 16 Jahren.
Trailer- und Bildquelle: Praesensfilm
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