Die neue Komödie von Arman T. Riahi über zwei überintegrierte Hipster, die beim Fernsehen den ganz grossen Coup landen wollen. Mit erfundenen Geschichten, neuen Namen und Identitäten verwickeln sich die beiden Freunden in ein unlösbares Lügenkonstrukt, das das Publikum herzhaft zum Lachen bringt.
Benny (Faris Rahoma) und Marko (Aleksandar Petrovic) sind gute Freunde und beide arbeiten hart an ihrer beruflichen Karriere. Sie werden jedoch immer wieder auf ihren Migrationsvordergrund reduziert. Als Benny wieder einmal für eine Hauptrolle in einem Film vorspricht, sieht ihn der Casting-Direktor (Josef Hader) eher in der Nebenrolle des Taxifahrers Omar. Markos Werbeagentur bekommt einen wichtigen Deal nicht, weil der Kunde von ihm etwas „geileres, tschuschenhaftes“ erwartet hat. Damit wird in Österreich eine Person genannt, die Wurzeln in Osteuropa hat.
Die beiden Freunde misten gerade die Wohnung des Vaters aus und genehmigen sich eine kurze Pause im Park auf dem Sofa, als die TV-Journalistin Marlene Weizenhuber (Doris Schretzmayer) sie entdeckt und für ihre Reportage über den “sozialen Brennpunkt” gewinnen will. Die beiden Freunde wittern eine Chance und was machen sie? Sie spielen der Journalistin das vor, was sie sehen und hören will: in gebrochenem Deutsch erfinden sie irgendwelche Räubergeschichten und das Publikum findet es super! Aber es gibt natürlich einen Haken: die beiden brauchen Nachhilfe, denn sie haben keine Ahnung was Ausländer so machen und darum holen sie sich tatkräftige Unterstützung bei Juwel (Mehmet Ali Salman), der ihnen zeigen soll, wie echte Ausländer so sind. Natürlich kann das nicht lange gut gehen.

«Die Migrantigen»
Mehr Mut!
Der Film fängt gut an, die Ausgangslage ist vielversprechend. Der Regisseur Arman T. Riahi («Kinders», «Everyday Rebellion») greift den Umstand auf, dass Menschen, denen ein andersartiges Aussehen zugeschrieben wird oder einen fremdklingenden Namen haben, sich dauernd rechtfertigen müssen. Die Frage ist, wie reagieren sie darauf?
Die beiden Helden versuchen in ihrer heilen Hipsterwelt gegen die Zuschreibungen anzukämpfen. Aber sobald das Fernsehen auftaucht, werden die Prinzipien über Bord geworfen. Dreh und Angelpunkt sind vor allem die beiden Frauen im Leben der Jungs, die das gar nicht gutheissen. Beide müssen also zu ihren Prinzipien zurückkehren.
Und die Moral von der Geschichte? Der Komödie fehlt es an Mut. Vom Regisseur Arman T. Riahi hätte man mehr erwarten können, vielleicht, weil er selbst Migrationsvordergrund hat. Der Klamauk bietet zwar lustige Momente und man muss auch richtig laut lachen, wenn die beiden sich immer mehr in ihrem Lügenkonstrukt wundreden. Aber die Figuren bleiben leider oberflächlich.

Doris Schretzmayer und Josef Hader in «Die Migrantigen»
Fazit
«Die Migrantigen» ist eine lustige Komödie, die aber leider eher sketch-artig daher kommt. Der Fluss der Handlung gerät manchmal ins Stocken, auch wenn Riahi das Drehbuch mit den zwei Hauptdarstellern zusammen geschrieben hat und auf deren Erfahrungen basiert. Die Nebenrollen sind mit Josef Hader («Wilde Maus», «Come sweet Death») und Margarethe Tiesel («Paradies: Liebe», «Attack of the Lederhosenzombies») hochkarätig bestückt, die das Publikum ins Kino locken sollen. Das alles mag durchdacht sein, aber faktisch bedient sich der Film nur Klischees, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Wünschenswert wäre eine Komödie, die Menschen mit Migrationsvordergrund zeigt, die sich ihrer Stärken bedienen, um über sich hinaus zu wachsen, anstatt sich hinter den Zuschreibungen und Klischees zu verstecken und der Mehrheitsgesellschaft das zu geben, was sie erwartet und hören will. Also, mehr Mut bitte!
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Kinostart: 26. Oktober 2017 / Regie: Arman T. Riahi/ Mit: Faris Rahoma, Aleksandar Petrovic, Doris Schretzmayer, Josef Hader, Margarethe Tiesel
Trailer- und Bildquelle: First Hand Films.
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