Hans Haldimann dokumentiert in seinem neuen Film „Einfach Leben“, wie es sein könnte, etwas einfacher zu leben. Mit all den schönen Momenten und den Tücken, fern ab von Hektik und gesellschaftlichen Normen.
Val Lavizzara. Tessin. Eine schöne, überwucherte Steinterrasse und am langen Holztisch versammelt: Menschen verschiedensten Alters, jeder mit seiner Story, die sich auf diesem etwas in die Jahre gekommenen Hof zusammengefunden haben. Abgeschottet von Hektik und Zivilisation, können diese Menschen in ihrem eigenen Rhythmus leben und selbstbestimmt für sich selber und Ihresgleichen zu sorgen. Am Rande der Gesellschaft – und ganz ohne Boss, natürlich. Kann man denn der Gesellschaft an deren Rande überhaupt dienlich sein – reicht es nicht, wenn jeder einfach zu sich und seiner näheren Umgebung schaut?
Kompromiss heisst das Stichwort
Es wird wieder diskutiert, am verwitterten Holztisch. Die älteren Bewohner mäkeln rum – die jungen sind eigentlich ganz zufrieden wie alles läuft. Kompromiss heisst das Stichwort: Man will zwar nicht leben wie die Höhlenmenschen vor Tausenden von Jahren, aber man möchte sich auch nicht von der heute kaum noch aus dem Alltag wegzudenkenden Technik beherrschen lassen. Hier möchte man einen Mittelweg finden. Ja, wer die Ruhe sucht, kann diese durchaus finden in den wunderschönen Tessiner Hügeln, doch wer in dieser Wohn – und Arbeitsgenossenschaft nur ans «Seele-baumeln-lassen» denkt, ist fehl am Platz. Alle müssen mitanpacken. Manche scheiden aus. Es geht ums Miteinander und es gibt noch einiges zu tun. Die Bewohner leben mit den Jahreszeiten, möglichst im Einklang mit der Natur – greifen aber auf Technik zurück wenn`s nicht anders geht. Ja. Donner. Jauchzer. Wolkenbruch. Hier draussen spürt man die Elemente am eigenen Leibe.
Ein erdiger und simpel gehaltener Dokumentarfilm über das Leben weg von dem rasanten Alltag der Städte. Selbstbestimmend. Mit – und nicht gegen die Natur, aber vor allem: möglichst einfach. Hans Haldimann zeigt uns, dass das eben nicht immer ganz so easy funktioniert – trotzdem versuchen die Einwohner dieser Selbstversorger-Genossenschaft ein friedliches Miteinander, ohne übergeordneten Anführer zu leben, was ihnen gewiss einiges an Organisation, Selbstverantwortung und Kompromissbereitschaft abverlangt. Ein schöner Film – nicht weltbewegend, aber das ist auch nicht immer nötig.
Kinostart: 12. Januar 2016 / Regie: Hans Haldimann / Mit: Kathrin Lüthi, Ulrico Stamani und Suesanna Russel
Trailer- und Filmquelle: Xenix Filmverleih
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