Brad Pitt gibt Vollgas und der Formel-1-Film «F1» donnert auf technischen höchstem Niveau über die Leinwand. Alle Ampeln stehen auf Grün für das rasante Rennspektakel, auch wenn man kein Benzin im Blut hat.
Mit der Serie «Formula 1: Drive to Survive» (2019– ) verhalf Netflix der Königsklasse des Rennsports zu grossem Aufschwung, gerade in den USA. Jetzt bringt ausgerechnet Streaming-Konkurrent Apple den ersten lizenzierten Film in die Kinos. Passend zur schnellen Action setzten sich die «Top Gun: Maverick»-Macher mit Regisseur Joseph Kosinski, Produzent Jerry Bruckheimer und Drehbuchautor Ehren Kruger hinter das Steuer. Zusätzlich wurde der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton als Produzent und Berater an die Boxenmauer geholt.
Es riecht nach Gummi, verbrannten Bremsscheiben und Schweiss: Das ist das heutige Leben von Sonny Hayes (Brad Pitt). Vor vielen Jahren galt er als Wundertalent im Formel-1-Zirkus, bis ein schwerer Unfall seine Karriere jäh beendete. Jetzt tingelt er ambitionslos durch zweitklassige Rennen. Eines Tages will der frühere Rivale und heutige F1-Rennstallbesitzer Ruben Cervantes (Javier Bardem) Sonny als neuen Fahrer engagieren. Sein Team ist abgeschlagen auf dem letzten Platz und muss diese Saison unbedingt punkten, sonst werden die Garagentore geschlossen. Der abgebrühte Hayes soll nun zusammen mit dem arroganten Rookie Joshua Pearce (Damson Idris) den rettenden Sieg einfahren.

Brad Pitt in «F1» / © Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.
Die Underdog-Story ist nicht neu, funktioniert aber bestens. Der Plot zeigt die richtige Balance aus Action auf dem Asphalt und einem erzählerischen Fokus auf den Personen. Die Dramatisierung durchbricht jedoch zwischenzeitlich die Leitplanken des Realismus. Es bleibt schliesslich eben ein Hollywoodfilm und keine Dokumentation.
Oscarpreisträger Brad Pitt («Once Upon a Time in Hollywood», «Bullet Train») ist das Ass im Ärmel. Im echten Sportzirkus würden die Fans den rücksichtslosen Fahrer hassen, doch Pitt lässt uns mit seinem Charme und seiner Ausstrahlung jede Minute mitfiebern, auch wenn seine Coolness mitunter übertourig fährt. Doch «F1» ist keine reine Pitt-Show: Die Harmonie im Cast ist bis zur letzten Zielflagge spürbar und trägt dazu bei, dass die vorhersehbare Story funktioniert. Idris («The Commuter», «Black Mirror») und Pitt spielen die Rivalität zwischen dem Jungtalent Pearce und dem erfahrenen Hayes unterhaltsam und machen so den unter Profisportler*innen grassierenden Ehrgeiz fassbar. Der immer wieder aufflammende Humor lässt einen zudem immer wieder schmunzeln. Einzig mit dem spät auftauchenden und allzu konstruierten Bösewicht verlässt die Handlung die Ideallinie.
«Die Cockpit-Perspektive hebt die Zuschauer*innen vom Kinosessel direkt auf den Fahrersitz.»
Die Formel-1-Action ist indes auf technisch allerhöchstem Niveau. Wie nicht anders vom «Top Gun: Maverick»-Trio zu erwarten, inszenieren sie ein Spektakel, das die IMAX-Leinwand auch wirklich verdient hat. Statt Kampfjets erleben wir Strassenboliden bei rasanten Asphaltduellen aus jedem erdenklichen Blickwinkel. Die Cockpit-Perspektive hebt die Zuschauer*innen vom Kinosessel direkt auf den Fahrersitz: Man spürt das Tempo, die Zweikämpfe, das Adrenalin. Der Film gewährt ausserdem Einblicke in die sonst verschlossenen Boxengassen und hinter die Kulissen des Rennzirkus – selbst gewisse F1-Stars geben sich vor der Kamera die Ehre.

Damson Idris und Brad Pitt in «F1» / © Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.
«Der Film bietet über zweieinhalb Stunden lang beste Unterhaltung.»
Man könnte «F1» nun unterstellen, er sei nur ein langer Hochglanz-Werbespot für die Formel 1 – und für Apple, die sich gerade um die F1-Übertragungsrechte bewerben. Product-Placement und Sponsoren sind allgegenwärtig. Da das reale Fahrerlager auch mit Werbung zugepflastert ist, fühlt sich das im Film allerdings glaubwürdig an. Mit Kerry Condon («Better Call Saul», «The Banshees of Inisherin») als technische Chefin, die sich in einer männerdominierten Disziplin doppelt beweisen muss, werden sogar kritische Themen angesprochen – auch wenn diese im Motorenlärm fast untergehen. Und dennoch bietet der Film über zweieinhalb Stunden lang beste Unterhaltung.
Über «F1» wird auch in der Sommer-Spezialfolge 2025 des Maximum Cinema Filmpodcasts diskutiert.
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Kinostart Deutschschweiz: 26.6.2025
Filmfakten: «F1» / Regie: Joseph Kosinski / Mit: Brad Pitt, Damson Idris, Javier Bardem, Kerry Condon, Tobias Menzies, Kim Bodnia, Sarah Niles / USA / 155 Minuten
Bild- und Trailerquelle: © Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.
«F1» bietet technisch hochstehendes Rennspektakel mit sympathischen Figuren. Gute Unterhaltung für alle – aber ganz besonders für Motorsportfans.











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