Ben Wheatleys («Kill List», «Down Terrace») neuer Film ist von der ersten Minute an keine leichte Kost. Doch wer dem Film eine Chance gibt, taucht ein in eine erstaunliche filmische Welt, die mit ihrem Mix aus Ästhetik und Groteske extrem fasziniert.
Wir schreiben das Jahr 1975, als Dr. Robert Laing (Tom Hiddleston) in sein Appartement im riesigen Gebäudekomplex westlich von London einzieht. Von einem tragischen Schicksal geprägt, möchte Laing so anonym wie möglich leben. Dies scheint im – zunächst noch – utopischen Hochhaus problemlos machbar zu sein. Der Komplex verfügt über alles, was man brauchen könnte: Einkaufsetage, Pool, Wellnessbereich, Sportbereich. Weiter schmücken prunkvolle und exzessive Partys das Bedürfnis der Bewohner aus. Doch schnell wird klar, dass der Gebäudekomplex nicht nur der Versuch eines futuristischen architektonischen Konstrukts ist, sondern auch der Versuch einer vermeintlich ideal konstruierten Gesellschaft – welche bald in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt.
Die exquisite Kameraführung in Kombination mit Wheatleys Auge fürs Detail konstruiert eine ebenso abnormal-schöne Welt, wie es das High-Rise Gebäude selbst ist.
«High-Rise» beeindruckt auf verschiedenen Ebenen. Zum einen schafft es der exzellent besetzte Cast, dass man sich als Zuschauer mit keiner einzigen Figur im x-stöckigen Gebäudekomplex komplett identifizieren kann. Dadurch wirken die Figuren schon fast realitätsfern. Zum anderen ist genau diese Distanz auch nötig, um die stetig steigende Abartigkeit der Handlung und Bilder zu ertragen. Insofern funktioniert «High-Rise» als ein höchst psychologischer Film, der die menschlichen Bedürfnisse und Sehnsüchte in seiner ganzen rohen und animalischen Perversität inszeniert. Dies geschieht aber (meistens) auf eine eindrücklich ästhetische Weise. Die exquisite Kameraführung in Kombination mit Wheatleys Auge fürs Detail konstruiert eine ebenso abnormal-schöne Welt, wie es das High-Rise Gebäude selbst ist. Schlussendlich vermittelt der Film auf eine beeindruckend groteske Art eine klare Botschaft über Gesellschaftsstrukturen und das menschliche Zusammenleben. Ein empfehlenswerter Film, der nebst hochgradiger Filmkunst ein politisches Statement zu vermitteln vermag.
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Kinostart: 30.06.2016 / Regisseur: Ben Wheatley / Mit: Tom Hiddleston, Jeremy Irons, Sienna Miller, Luke Evans, Elisabeth Moss
Trailer- und Bildquelle: http://dcmworld.ch/ Aidan Monaghan/Magnolia Pictures
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