Vom 6. bis 11. November 2018 findet die 22. Austragung der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur statt. Ihr Höhepunkt sind der Internationale und der Schweizer Wettbewerb, die dem Publikum bedeuende Kurzfilme zeigen. Daneben bieten kuratierte Programme Schwerpunkte zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Die Künstlerische Leitung des bedeutendsten Kurzfilmfestivals der Schweiz obliegt John Canciani.
Wir wollten von ihm wissen, welches seine 5 Lieblings-Kurzfilme aus Grossbritannien sind. Hier sind seine #MaximumFive:
1. «Love You More» von Sam Taylor Wood (Zu sehen im Block „The Kids Are Alright“)
«Dieser Film weckt sehr viele Gefühle in mir, denn es geht um Liebe, Sex und Rock’nRoll… OK, in dem Fall um Punk und die Buzzcocks. «Love You More» vermittelt dieses Lebensgefühl, das man nur als Jugendlicher hat. Obschon ich die Buzzcocks erst später entdeckt habe – ich bin ein Kind der Grunge-Ära – kann ich mich total in die Geschichte hineinfühlen. «Love You More» schafft es locker in meine «Top 10 narrativer Kurzfilme».
2. «Joy in People» von Oscar Hudson (Zu sehen im Block „You’ll Never Walk Alone„)
«Joy in People» ist einfach ein schlauer Film und das mag ich. Er behandelt die Themen Masse, Populismus, Nationalität, Nationalismus und Migration und lässt jeden sich eine eigene Meinung dazu bilden. Der Film ist lustig, wobei einem das Lachen immer wieder im Hals stecken bleibt. Dieser Film lotet Grenzen aus und ist manchmal sehr zynisch. Formal hingegen ist er sehr frisch und nie bemüht. Ein relevanter Film in der heutigen Zeit!
3. «Ain’t Got No Fear» von Mikhail Karikis (Zu sehen im Block „Nature and Its People“)
«Ain’t Got No Fear» ist ein eigenwilliger Film. Er porträtiert das Grossbritannien abseits touristischer Routen Die Rapsequenzen vermitteln Lebensfreude und bringen Energie in den Film. Stimmungen sind hier wichtiger als die Geschichte, mir gefällt, wie unbekümmert und frisch der Film ist. Wahrscheinlich funktioniert so etwas nur als Kurzfilm, das Format ist also perfekt genutzt.
4. «House of Women» von Michelle Williams Gamacker (Zu sehen im Block „The Female Gaze“)
«House of Women» behandelt ein wichtiges Themen Grossbritanniens, nämlich den Post-Kolonialismus, zudem geht es um Genderpolitik. Zu Beginn wirkt der Film etwas akademisch, aber wenn man sich auf ihn einlässt, lohnt es sich. Man muss nur Ton und Bild auf sich wirken lassen – dann geniesst man eine vielschichtige Geschichte, die sehr wichtige gesellschaftliche Fragen aufwirft.
5. «Some Will Forget» von Ruth Grimberg (Zu sehen im Block „You’ll Never Walk Alone„)
«Some Will Forget» ist formal ein klassischer Dokumentarfilm, aber ein sehr persönliches Werk. Gerade für mich, da mein Grossvater ein politisch engagierter Minenarbeiter in Schottland war. Ich fühle mich in die Thatcher-Zeit und meine Jugend zurückversetzt. Der Film bringt so vieles auf den Punkt, ohne je zu moralisieren. Für mich ein richtiger Coup de Coeur.
Das ganze Fokus-Programm zum Thema „This Is Britain“ und alle anderen Filme gibts hier: https://www.kurzfilmtage.ch
Mehr zu John Canciani:
John Canciani (1975) ist seit 2012 Künstlerischer Leiter der Kurzfilmtage. Der Winterthurer mit italienischen und schottischen Wurzeln ist aktiv als Filmkurator beim «Kino Cameo», war zuvor als Programmleiter und Kurator tätig, etwa für «Kurz und Knapp» oder für die «Schweizer Jugendfilmtage» und arbeitete als Filmkritiker bei Radio Stadtfilter. Canciani absolvierte den Master of Advanced Studies in Curating an der ZHdK, ist Mitglied der Schweizer sowie Europäischen Filmakademie sowie Gründungs- und Vorstandsmitglied von «Pro Short».
Wofür steht #MaximumFive?
Maximum Cinema (MXC) ist ein unabhängiges Schweizer Online Filmmagazin, das rund um das Thema Film, Kino und Serien informiert und inspiriert. Unter #MaximumFive lassen wir Persönlichkeiten oder Unternehmen fünf besondere Filme vorstellen. Filme, die sie inspiriert haben, sie zum Nachdenken, Weinen oder Lachen gebracht haben oder ganz einfach Meisterwerke, die sie unseren Lesern besonders ans Herz legen möchten. Hier gibt es mehr #MaximumFive.
Titelbild: John Canciani / Kurzfilmtage Winterthur
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