Gruseliges Kinderspielzeug terrorisiert Menschen – neu ist die Idee nicht: Besessene Mörderpuppen wie Annabelle oder Chucky haben Horrorfans schon zur Genüge heimgesucht. Nun lässt Osgood Perkins, der 2024 mit seinem medial gehypten Horrorthriller «Longlegs» für Furore sorgte, in «The Monkey» einen unheimlichen Trommelaffen auf die Kinoleinwände los und würzt das Ganze mit Gore und einer Prise Humor. Das macht Spass – allerdings zu wenig, um dem Film das unausgereifte Drehbuch zu verzeihen.
Osgood Perkins hat mit «Longlegs» (2024) jüngst bewiesen, dass er das Gruselgenre beherrscht. Nun wagt er sich mit «The Monkey» an eine Horrorkomödie, deren Inhalt lose auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Stephen King («It», «The Shining») basiert. Zusätzlich hat er diesmal sich James Wan («Saw», «The Conjuring») als Produzenten an Bord geholt. Gute Voraussetzungen also, für einen blutigen Spielzeug-Horrorfilm.
Tatsächlich beschwört Perkins in seinem neuesten Werk Bilder, die sowohl eine unheimliche Stimmung transportieren als auch die Mundwinkel heben. Insbesondere die Inszenierung des trommelnden Spielzeugaffen ist gelungen, wenn dieser in Grossaufnahme mit hypnotisierend stechenden Augen verschmitzt grinsend in die Kamera starrt – untermalt von atmosphärisch schaurigem Sounddesign. Dennoch vermögen die durchgehend starken Bilder nicht, über das schwächelnde Drehbuch hinwegzutäuschen.

Theo James in «The Monkey» / © Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.
Die Zwillinge Hal und Bill (beide gespielt von Christian Convery) finden als Kinder in den alten Sachen ihres Vaters einen mysteriösen Spielzeugaffen zum Aufziehen. Einmal an dessen Schlüssel gedreht, beginnen die Menschen im Umfeld der Brüder auf brutale Weise wegzusterben. Hal und Bill versuchen daraufhin, das vermeintliche Spielzeug loszuwerden, und werfen es schliesslich in einen Brunnenschacht. Aus den Augen, aus dem Sinn – zumindest für die nächsten 25 Jahre, bis sich plötzlich wieder eine Reihe skurriler Todesfälle ereignet.
«Die originellen Tode sind unterhaltsam, gnadenlos, geschehen unaufhaltbar und werden teils unerwartet abrupt eingeblendet, was für das eine oder andere Schmunzeln sorgt.»
Das meiste Potenzial schöpft die Horrorkomödie aus ihren Mordszenen: Sie sind mit Witz und reichlich Gore inszeniert und fungieren daher als das schwarzhumorige Aushängeschild des Films. Wie sich unschwer erkennen lässt, hat Perkins Spass dabei, seine Figuren zu töten: Sie werden ausgeweidet, aufgespiesst, explodiert, geköpft, zerhäckselt – und noch so vieles mehr. Die originellen Tode sind unterhaltsam, gnadenlos, geschehen unaufhaltbar und werden teils unerwartet abrupt eingeblendet, was für das eine oder andere Schmunzeln sorgt.
Doch während die Mordszenen dem Film Dynamik verleihen, dümpelt die Handlung dazwischen eher träge dahin oder verstrickt sich in belanglosen Figureninteraktionen, die der Geschichte keinen nennenswerten Mehrwert hinzufügen. Die Dialoge wirken oft inhaltsleer und dennoch unnötig in die Länge gezogen. Oder sie kommen etwas gar gestelzt daher und drücken «The Monkey» im Bemühen, komisch sein zu wollen, einen gekünstelt albernen Humor auf.

Tatiana Maslany in «The Monkey» / © Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.
Bei all dem albernen Humor vernachlässigt es Perkins zudem, Hauptfiguren zu zeichnen, die mehr sind als nur klischiert und oberflächlich. Bill ist als Kind der beliebte Rüpel, Hal der brillentragende Junge, der von seinem Bruder und seinen Mitschüler*innen drangsaliert wird. Ein Vierteljahrhundert später entpuppt sich Bill (Theo James), wenig überraschend, als ausgewachsener Kotzbrocken. Und Hal (auch Theo James) steckt immer noch in der Rolle des offensichtlichen Versagers fest: gescheiterte Ehe, entfremdeter Sohn.
Besagter Sohn, Pete (Colin O’Brien), lässt sich indes getrost der Kategorie «belanglose Figureninteraktionen» zuordnen, denn seine einzige Funktion im Film scheint es zu sein, dem Publikum Hals klischiertes Dasein als unzureichender Vater plakativ vor Augen zu führen. Das Gleiche gilt für Ted, Petes Adoptivvater in spe, verkörpert von Elijah Wood («The Lord of the Rings»), dem man dank seines skurrilen Auftritts und überzogenen Schauspiels immerhin noch ein paar Lacher abgewinnen kann.
«Als ähnlich oberflächlich wie die Figuren erweisen sich die Beziehungen zwischen ihnen. Das könnte man dem Film nachsehen, würde die Handlung dadurch nicht an Kohärenz einbüssen.»
Als ähnlich oberflächlich wie die Figuren erweisen sich die Beziehungen zwischen ihnen. Das könnte man dem Film nachsehen, würde die Handlung dadurch nicht an Kohärenz einbüssen: Alle Akteure nehmen die Mordopfer nämlich derart nüchtern und mit solch abgeklärter Selbstverständlichkeit hin, dass deren Dahinscheiden regelrecht bedeutungslos wirkt. Das ist durchaus witzig, beisst sich allerdings mit der Handlung, die, um plausibel zu sein, zumindest ein gewisses Mass an Anteilnahme voraussetzen würde.
«The Monkey» hätte Osgood Perkins‘ nächster grosser Horrorhit werden können. Besonders die Anfangssequenz ist in Sachen Machart und Humor vielversprechend, katapultiert sie die Zuschauer*innen doch ab der ersten Sekunde in ein vermeintlich atmosphärisch düsteres und zugleich witziges Filmerlebnis, was grosse Lust auf die restlichen Filmminuten macht. Leider schaffen es diese nicht, die heraufbeschworene Erwartung zu erfüllen.

© Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.
«Letztlich bleibt Perkins‘ Film eine bildstarke Angelegenheit, die sich immer wieder selbst sabotiert.»
Das liegt vor allem daran, dass sich «The Monkey» nicht richtig entscheiden kann: Der Film etabliert eine ernst zu nehmende Horrorstimmung, ist aber gleichzeitig auf Humor getrimmt. Das will in Kombination nicht so richtig funktionieren, da weder das Potenzial des einen noch das Potenzial des anderen vollends ausgeschöpft wird. Das ist schade, denn im Grunde trifft «The Monkey» mit seinen von einem Spielzeugaffen initiierten, erfrischend witzigen und absurden Morden den richtigen Ton für eine überspitzte Horrorkomödie – und etabliert gleichzeitig herrlich trocken die dem Tod zugrunde liegende Willkür und Sinnlosigkeit. Letztlich bleibt Perkins‘ Film aber eine bildstarke Angelegenheit, die sich immer wieder selbst sabotiert und sich in platten Figuren, einer unausgereiften Handlung und gekünstelten Albernheiten verliert. Ein wenig mehr Drehbuch-Finesse hätte dem Ganzen gutgetan.
–––
Kinostart Deutschschweiz: 20.2.2025
Filmfakten: «The Monkey» / Regie: Osgood Perkins / Mit: Theo James, Tatiana Maslany, Christian Convery, Colin O’Brien, Elijah Wood, Rohan Campbell, Sarah Levy, Adam Scott / USA / 98 Minuten
Bild- und Trailerquelle: © Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.
«The Monkey» verlässt sich zu sehr auf die Mordszenen, die dank Gore und Witz gut funktionieren. Der Film verliert sich in platten Figuren, einem unausgereiften Plot und gekünstelter Albernheit.
No Comments