Atmosphärisch schön und höllisch interessant – Nicolas Steiner hat mit „Above and Below“ einen der besten Schweizer Dokumentarfilme der letzten Jahre geschaffen. Selten ist es einem Dokfilm gelungen, die Absurdität des Lebens in eine schönere Form zu bringen. Steiner inszeniert die Realität nach seinen Gunsten und schafft mit seinen Bildern eine Art „Realityporn“, der die Welt besser darstellt als sie ist; deswegen ist der Film aber nicht weniger ehrlich.
Ausgangspunkt, des ein wenig überlangen Dokumentarfilms, sind drei Schicksale: Ganz unten in den Abwasserkanälen von Las Vegas hausen Rick und Cindy in einem Konstrukt von Dingen, die sie im Müll der Zivilisation gefunden haben. Es ist ein auf und ab in ihrem Leben und sobald sich der Regen über dieser Traumstadt sammelt, müssen sie sich wieder eine neue Bleibe suchen. Man folgt den Figuren bei ihrer täglichen Suche nach ein wenig Geborgenheit und dem hoffnungsvollen Streben nach Glück, das immer wieder ertränkt wird durch die harte Realität. Musiker Dave, die zweite, parallel erzählte Geschichte, lebt in einem einsam gelegenen Bunker im ausgetrockneten Niemandsland Kaliforniens, wo er versucht, das Universum zu verstehen. Er ist fasziniert von der Grösse des Kosmos, in welchem er sich manchmal sehr allein vorkommt. Die dritte Geschichte gilt April, die in der Wüste von Utah für eine Marsmission trainiert, die für sie wahrscheinlich nie stattfinden wird.
Allen Figuren kommt Steiner in seinem Film sehr nah. Die Geschichten wirken sehr authentisch und in keiner Minute werden die Protagonisten blossgestellt. Die Kamera ist kaum spürbar und in den noch so traurigen und verletzlichen Momenten schafft es Steiner, durch seine Abstraktion den Szenen Schönheit und Menschlichkeit zu entlocken. Auch wenn Nicolas Steiner die Realität ein wenig verzerrt und sie in die Höhe hebt, so erden den Film seine drei Geschichten, und ziehen ihn zurück auf den Boden – und noch ein wenig tiefer.
Ein Film von Nicolas Steiner / Deutschland, Schweiz 2015 / 118 Minuten / Kinostart: 25. Februar 2016
Bildquelle: Cineworx Filmverleih
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