Zwei verlorene Seelen treffen in einer fremden Stadt aufeinander: So sieht das Setting von «Porto» aus. Gabe Klinger hat mit seinem experimentellen Romanzen-Oeuvre auf Zelluloid dem verstorbenen Anton Yelchin ein Vermächtnis gesetzt, das erzählerisch und visuell überzeugt, doch leider auch seine Schwächen aufzeigt.
In der malerischen portugiesischen Stadt Porto irren der amerikanische Träumer Jake (Anton Yelchin) und die junge Französin Mati (Lucie Lucas) umher, bis sie zufällig aufeinandertreffen. Aus einem Cafébesuch wird ein One Night-Stand, von dem sich Jake, getroffen von Amors Pfeil, mehr erhofft. Die grosse Liebe, die eine wahre Zwillingsseele – Gibt es sie auf diesem Planeten? Oder ist dies nur eine Illusion, eine Beziehung nur eine verzweifelter Ausweg aus der Einsamkeit? Kaum eine Frage beschäftigt die emotionale Seite des Menschen mehr als diese. Der brasilianische Regisseur Gabe Klinger wagt sich mit unkonventionellen Methoden an diesen philosophischen Stoff. Herausgekommen ist eine unaufgeregt-verträumte Filmperle, die vielschichtig und interessant erzählt ist und mit einem grobkörnigen Zelluloid-Look wie in eine langsam verblassende Erinnerung einlullt.

Lucie Lucas in «Porto» von Gabe Klinger
Wunderschön anzusehen – doch die Harmonie fehlt
Die französische Schauspielerin Lucie Lucas, die man in der ersten Sekunde leicht mit Alicia Vikander verwechseln könnte und der auf tragische Weise verstorbene Anton Yelchin spielen beide brillant. Doch trotzdem geht die Rechnung von Regisseur Gabe Klinger nicht ganz auf: Denn auch wenn beide Schauspieler alles geben, können sie zusammen nicht den Funken entfachen, der die Leinwand zum Brennen bringt. Die Intention des Regisseurs wird klar vermittelt, der dramaturgische Aufbau des Filmes ist ebenfalls spannend. Doch das Feuer zwischen den beiden Protagonistin lodert nur auf kleiner Flamme, für ein echtes Gefühlsfeuerwerk zwischen Lucas und Yelchin reicht es nicht. Daran können selbst die unverblühmt inszenierten und überraschend intimen Sex-Szenen nichts ändern.
Beiden Charakteren fehlt Tiefe und Motivation. Die poetischen Gefühlsduseleien von Yelchins rauchiger Stimme wirken wie ein billiger Abklatsch eines Schundromans und seine verzweifelten Versuche, Mati wieder zu treffen peinlich lächerlich. Matis‘ Aussage, sie sei einst psychisch krank gewesen, kommt plump und oberflächlich daher und ist ein misslungener Versuch, ihrer Figur mehr Faszination zu verleihen. Schade eigentlich, denn solch ein wunderschön melancholisch anzusehender Streifen, der sich wie ein Fotoalbum aus lange vergangenen Ferientagen an der Mittelmeerküste liest, verdient mehr Charakterentwicklung.
Fazit
Schlussendlich ist «Porto» zwar ein auf unkonventioneller Art erzählter und träumerischer Arthouse-Augenschmaus, der sich klar von den restlichen Filmen dieses Herbsts abhebt, aber wegen der Unterkühlung zwischen den beiden Schauspielern nicht ganz dort landet, wo er könnte.
Kinostart: 14.9. / Regie: Gabe Klinger / Mit: Anton Yelchin, Lucie Lucas
Trailer- und Bildquelle: Filmcoopi

PORTO Gabe Klinger
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