Wer einen Martial—Arts-Film schauen will, braucht sich «The Assassin» nicht anzuschauen. Zu wenig passiert und Kampfszenen gibt es fast gar keine. Hou Hsiao-Hsiens neuster Film überzeugt leider nur visuell, aber nicht inhaltlich.
Langsam geht alles vor sich in «The Assassin». Es wehen die Vorhänge, Wasser plätschert in die Badewanne und es zwitschern die Vögel. Die Bilder sind magisch, zweifellos, man könnte aus dem Film ein wunderbares Fotobuch anfertigen lassen. Für 35mm-Ästheten ein Hochgenuss und auch wer Kostüme auf der Leinwand mag, kommt auf seine Kosten. Ausserdem schöne Klänge, die Tonspur würde sich als Klangteppich sehr gut in jedem Fünf-Sterne-Spa machen.
Aber die Geschichte? Sie bleibt etwas dünn – und ist rasch erzählt. Nie Yinniang kam in China des 9. Jahrhunderts als Kind zu einer Nonne. Diese bildete sie zu einer perfiden Auftragskillerin aus, technisch perfekt. Nur eine Schwäche hat die wunderschöne Schwertkämpferin (Shu Qi): Ihre Gefühle. Weil sie sich weigert, ein Opfer zu töten, wird sie in ihre Heimat zurückgeschickt. Dort soll sie ausgerechnet den Mann töten, dem sie einst versprochen worden war.
Das müsste eigentlich genug Stoff hergeben für ein Drama. Und ein Duell. Oder mindestens einen inneren Kampf. Aber so wie das Badewasser plätschert auch die Geschichte vor sich hin und läuft ohne einen Höhepunkt etwas fad aus. Teilweise wunderschön zwar, aber das allein macht noch keinen gelungenen Film aus. Gerade von einem Werk, das in Cannes mit der besten Regie prämiert wurde, hätte man mehr erwartet.
Ein Film von Hsiao-Hsien Hou / Mit Qi Shu / Festival de Cannes 2015: Beste Regie /Ab 9. Juni im Kino
Trailer- und Bildquelle: http://www.filmcoopi.ch/
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