«Willkommen in der Nacht, Kollegen.»
Gemächlich kommt «In den Gängen» von Thomas Stuber daher. Ungemein feinfühlig erzählt er die Geschichte von Christian, der in einem abgelegenen Grossmarkt in Ostdeutschland seine neue Stelle antritt. Nach und nach lernen wir ihn und seine neuen MitarbeiterInnen kennen und lieben.
Wie beschreibt man einen Film, dessen Schönheit und Wahrhaftigkeit, dessen emotionales Kernstück in den Wendungen liegt, die sich im Verlauf des Films ereignen? Einerseits möchte man es für den noch Unwissenden beschreiben, damit er sich den Film unbedingt anschauen will, aber andererseits sollen die Wendungen an sich auch eine Überraschung bleiben, denn genau darin liegt die aussergewöhnliche Empathie des Films. So einigt man sich schlussendlich darauf, nur zu schreiben, dass man den Film beim zweiten Mal zweifellos mit anderen Augen schauen wird.
Wir lernen Christian (Franz Rogowski; «Victoria», «Frantz»), einen wortkargen, tätowierten jungen Mann mit Hasenscharte und leichtem Sprachfehler an seinem ersten Arbeitstag kennen. In einem Grossmarkt in Ostdeutschland nach Feierabend, wenn die Waren von den Lastwagen gebracht, die Regale gefüllt werden, und in den Gängen gelebt wird. Bei schwachem Neonlicht lernt Christian seinen Vorgesetzten Bruno (Peter Kurth, «Herbert») kennen, besonders fasziniert ist er aber von der «Süsswaren»-Marion (gespielt von einer wunderbaren Sandra Hüller, «Toni Erdmann»).
«Na, willst du mich nicht einladen?»
Ein Ensemble von liebenswerten Figuren in einer ungewöhnlichen, sehr stimmungsvollen Atmosphäre, detailverliebt und mit kleinen Zärtlichkeiten, machen «In den Gängen» zu einer absoluten Perle und zu einem der besten Filme, der an der diesjährigen Berlinale im Wettbewerb gezeigt wurde. Stuber, der schon mit «Herbert» (2015) viel Feingefühl gezeigt hat, hat hier zusammen mit dem «Shooting Star 2018» der Berlinale – Rogowski – und der subtilen Sandra Hüller einen Film in «Toni Erdmann»-Manier auf die Beine gestellt. Subtil, voller Humor und viel Emotionen, ohne auch nur einmal mit dem Vorschlaghammer aufzukreuzen. Ein Film mit Figuren, die man nie wieder verlassen will und man nicht so schnell wieder vergisst. Wahrlich ein kleines Prachtstück.
Hauptdarsteller Franz Rogowski und Regisseur Thomas Stuber werden anlässlich der Schweizer Premiere von «In den Gängen» am kommenden Freitag, 20. April, in Zürich sein. Die Premiere findet um 21 Uhr im Kino Riffraff statt.
«In den Gängen» läuft ab Donnerstag, 26. April in den Schweizer Kinos.
Drehbuch: Thomas Stuber und Clemens Meyer / Regie: Thomas Stuber / Darsteller: Franz Rogowski, Sandra Hüller, Peter Kurth, Andreas Leupold, Michael Specht, Ramona Kunze-Libnow, Henning Peker, Steffen Scheumann, Matthias Brenner, Gerdy Zint, Sascha Nathan
Bild- und Trailerquellen: Xenixfilm
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