„Elvis&Nixon“ hat Kultpotenzial, soviel ist klar. In erster Linie trumpft der Film natürlich mit Kevin Spaceys und Michael Shannons Verkörperungen der zwei Berühmtheiten der amerikanischen Geschichte, die clever und amüsant zugleich sind. Doch der Film geht auch tiefer.
Am 21. Dezember 1970 traf „The King“ den damaligen Präsidenten der USA, Richard Nixon. Das Foto auf dem sich die beiden die Hand schütteln, ist das meist angefragte Bild der „National Archives“ der USA. Was aber genau bei diesem Treffen ablief, ist unbekannt. Hier setzt der Film an: Der patriotische Elvis ist der Meinung, dass sein Land durch die kommunistische und drogenabhängige Jugend dem Verderben geweiht ist und er es nun als Undercover-Agent retten muss. Also schreibt er dem anderen berühmtesten Mann der Welt einen sechsseitigen Brief und bittet ihn um ein Treffen.
Das Treffen zwischen den beiden eigenwilligen Figuren ist Kino vom Feinsten. Kevin Spacey, der sich durch seine Rolle als Frank Underwood in „House of Cards“ schon sichtlich wie zuhause im filmischen Weissen Haus fühlt, ist die Rolle des Nixon wie auf den Leib geschrieben. Seine Darstellung ist eine Mischung aus fluchendem Republikaner und verklemmtem Gentleman, die einen mit fast jedem Satz oder Geste zum Lachen bringt. Auch Michael Shannons Verkörperung von Presley ist beste Unterhaltung. Er spielt die Musik Legende als unberechenbaren und grössenwahnsinnigen Entertainer, der nach jedem Dialog sein Gegenüber mit offenem Mund stehen lässt. So amüsant und unterhaltsam die Darstellungen von Elvis und Nixon auch sind, sie vermögen eine parodistische Imitation zu umgehen. Verschiedene kurze Szenen zeigen sowohl Nixon als auch Elvis in emotionalen, menschlichen Momenten. Dadurch dekonstruiert der Film einige stereotypische Mythen rund um diese zwei amerikanischen Idole, was zu einer sympathischen Vermenschlichung des Präsidenten und des „King of Rock’n‘Roll“ führt. Ansonsten kommt der Film ohne grossen Schnickschnack – abgesehen von Elvis‘ Brillen und Schmuck – aus, was umso besser ist. Einzige Enttäuschung für Elvis-Fans ist vermutlich das Fehlen seiner Musik im Soundtrack. Bei diesem genialen Film-Duo lässt sich das aber gerne entschuldigen.
Kinostart: 14. Juli 2016 / Regie: Liza Johnson / Mit: Kevin Spacey, Michael Shannon, Luke Wilson, Kevin Connolly, Alex Pettyfer, Johnny Knoxville
Trailer- und Bildquelle: http://ascot-elite.ch/
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