«Molly’s Game» erzählt die unglaubliche aber wahre Geschichte vom Aufstieg und Fall des Pokergeschäfts von Molly Bloom. Leider verpasst es Regisseur und Drehbuchautor Aaron Sorkin, die Protagonistin aus dem Schatten ihres beeindruckenden Lebenslaufs heraustreten zu lassen. Das Resultat ist ein Film, dessen Potenzial nicht voll ausgeschöpft werden kann.
Molly Bloom (Jessica Chastain) ist kurz davor sich als eine der besten Buckelpistenfahrerinnen für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Stattdessen wirft sie ein schwerer Sturz aus der Bahn und sie beschliesst sich zuerst in Los Angeles selbst zu finden. Dort hält sie sich mit Servier- und Bürojobs über Wasser bis sie für ihren Boss Pokerspiele organisieren muss. Mit viel Talent und allen Widrigkeiten zum Trotz baut Molly langsam ihr eigenes Imperium auf. Doch dann macht ihr das FBI einen Strich durch die Rechnung und Molly muss sich plötzlich in einem Mafiaprozess verteidigen.
Unglaublich viel ungenutztes Potenzial
Gäbe es nicht die Beiträge der Presse oder die Gerichtsunterlagen, könnte man meinen, Molly Blooms Geschichte sei erfunden. Aaron Sorkin, der bereits mehrfach für seine Drehbücher ausgezeichnet wurde (u.a. «The Social Network») hat sich der unfassbaren, aber wahren Geschichte Blooms angenommen und führt in «Molly’s Game» zum ersten Mal auch Regie. Das Verknüpfen von verschiedenen Handlungsebenen (Mollys Kindheit, der Aufstieg und Fall ihrer Pokerspiele und der Gerichtsprozess) gelingt Sorkin hervorragend. Leider rücken die Charaktere dabei etwas aus dem Fokus. Bloom erzählt ihre Geschichte zu einem grossen Teil aus dem Off, was eine grosse Distanz zum Publikum schafft. Ihr Charakter bleibt so flach und, abgesehen von den Fakten, die heruntergerasselt werden, wenig fassbar.
Die Schwächen von «Molly’s Game» sind vor allem auch deshalb enttäuschend, weil der Film eigentlich voller Potenzial steckt. Die schauspielerischen Leistungen von Jessica Chastain und Idris Elba, der Blooms Anwalt Charlie Jaffey verkörpert, sind fantastisch. Ausserdem wimmelt der Film nur so von interessanten Nebencharakteren, mit denen man der Figur der Molly Bloom etwas mehr Leben hätte einhauchen können. Gerade die Geschichte der drei begabten Playmates, die Bloom und ihr Unternehmen unterstützt haben, hätte mehr Zeit auf der Leinwand verdient. Stattdessen liegt der Fokus von «Molly’s Game» auf den männlichen Mit- und Gegenspielern Blooms, was die Frage aufwirft, ob der Film und sein Drehbuch nicht davon profitiert hätten, wenn sie erst nach der aktuellen Gleichberechtigungsbewegung in Hollywood umgesetzt worden wären.
Filmstart: 8. März 2018 / Regie: Aaron Sorkin / Mit: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera, Jeremy Strong, Chris O’Dowd
Bild- und Trailerquelle: Ascot Elite.
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