Ein tragischer Unfall verändert alles in der Freundschaft der Nachbarinnen Céline und Alice. Als ihre perfekte Welt zu bröckeln beginnt, steht nicht nur ihre Freundschaft steht auf dem Spiel, sondern auch ihr Verstand. «Mothers‘ Instinct» ist ein schön inszeniertes Psychodrama, dem man als Zuschauer*in jedoch immer einen Schritt voraus ist.
Céline (Anne Hathaway) und Alice (Jessica Chastain) sind beste Freundinnen und Nachbarinnen in einem amerikanischen Vorort der 1960er Jahre. Ihre Welt scheint perfekt, und ihre Söhne Max (Baylen D. Bielitz) und Theo (Eamon O’Connell) sind unzertrennlich. Trotz des behüteten Umfelds ist die von Angstzuständen geplagte Alice jedoch in ständiger Sorge um ihren Sohn. In diesen Momenten ist es Céline, die sie beruhigt.
Eines Morgens beobachtet Alice, wie Max auf der Balkonbrüstung steht und versucht, ein Vogelhaus zu befestigen. Panisch versucht sie, seine Mutter zu alarmieren, doch bevor ihr das gelingt, stürzt Max vom Geländer. Als die Mütter den Balkon erreichen, ist es zu spät – Max ist tot. Alice möchte in dieser schweren Zeit für ihre Freundin da sein, aber Céline distanziert sich immer mehr von ihr. Stattdessen baut die trauernde Mutter eine zunehmend engere Bindung zu Alices Sohn Theo auf. Bei Alice wirft dieses Verhalten einige Fragen auf, weshalb sie ihrer ehemals besten Freundin plötzlich zu misstrauen beginnt.
Eamon O’Connell und Anne Hathaway in «Mothers‘ Instinct» / © 2024 Ascot Elite Entertainment. All Rights Reserved.
«Mothers‘ Instinct» ist das Regiedebüt von Benoît Delhomme. Der gebürtige Franzose ist jedoch keinesfalls ein Neuling in der Filmbranche. Seit den Neunzigerjahren ist er als Kameramann tätig; nebst grossen französischen Produktionen stand er bei einigen englischsprachigen Werken hinter der Kamera, darunter «The Boy in the Striped Pyjamas» (2008) von Mark Herman, «The Theory of Everything» (2014) von James Marsh und «At Eternity’s Gate» (2018) von Julian Schnabel. Sein Debütfilm ist ein Remake des belgischen Films «Duelles» (2018), dessen Regisseur Olivier Masset-Depasse ursprünglich auch für die amerikanische Version hätte Regie führen sollen. Aus familiären Gründen musste sich dieser jedoch aus dem Projekt zurückziehen und wurde durch Delhomme ersetzt. Dass für das Remake nun ein erfahrener Kameramann am Werk war, ist unschwer zu erkennen. Der Film lebt von seiner starken Bildsprache und der aussagekräftigen Farbwelt, die eindeutig den emotionalen Zustand der beiden Protagonistinnen widerspiegelt.
«Ist Céline auf Rache aus, oder spielt Alices Angst ihr einen Streich? Die wachsende Paranoia hält die Spannung zwar aufrecht, doch der Film verrät sich immer wieder selbst.»
Das belgische Ursprungswerk wurde von der Kritik für seine Hitchcock’schen Elemente gelobt, welche die Spannung konstant aufrechterhalten. Das ist an sich eine gute Vorlage für ein englischsprachiges Remake – doch dieses schafft es nicht, mit voranschreitender Laufzeit die gleiche Intensität zu beschwören.
Während Theo für Céline mehr und mehr zum Ersatzsohn wird, werden Alices Beschützerinstinkt und Besorgnis immer stärker. Daraus entwickelt sich die zentrale Frage des Films: Ist Céline auf Rache aus, oder spielt Alices Angst ihr einen Streich? Die wachsende Paranoia hält die Spannung zwar aufrecht, doch der Film verrät sich immer wieder selbst. Auch wenn man den Ausgang des Films nicht zwingend erahnen kann, führt er einem doch Schritt für Schritt an die Wahrheit heran. Dabei fühlt es sich so an, als sei man dem Plot immer einen kleinen Schritt voraus, was sich schliesslich als grösste Schwäche des Films herausstellt.
Anne Hathaway und Jessica Chastain in «Mothers‘ Instinct» / © 2024 Ascot Elite Entertainment. All Rights Reserved.
Trotzdem: Mit Jessica Chastain und Anne Hathaway in den Hauptrollen stünde einem intensiven Psychodrama im Grunde nichts im Weg. Beide haben mehrfach bewiesen, dass sie dieses Genre beherrschen – Hathaway zuletzt in «Eileen» (2023). Entsprechend überrascht es kaum, dass vor allem Hathaway den Film mit ihrer schauspielerischen Leistung trägt. Trotz des strauchelnden Plots schafft sie es immer wieder, die Spannung von Neuem anzuheizen. So ist «Mothers‘ Instinct», obwohl er sein volles Potenzial nicht ausschöpft, dennoch ein Werk, das seinen Zweck als Psychodrama erfüllt, wenn auch nur in Teilen.
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Kinostart Deutschschweiz: 27.6.2024
Filmfakten: «Mothers‘ Instinct» / Regie: Benoît Delhomme / Mit: Anne Hathaway, Jessica Chastain, Anders Danielsen Lie, Josh Charles / USA / 94 Minuten
Bild- und Trailerquelle: © 2024 Ascot Elite Entertainment. All Rights Reserved.
«Mother's Instinct» schafft es nicht, sein Potenzial durchgehend auszuschöpfen. Dazu ist er zu durchsichtig. Dass der Film trotzdem spannend ist, verdankt er seinen beiden Hauptdarstellerinnen.
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