Drei Teenies wollen eigentlich nur ihren Schulabschluss feiern, doch das Leben wartet mit all seinen Überraschungen auf sie und raubt ihnen ihre Leichtigkeit. «Sami, Joe und ich» von Karin Heberlein erzählt von weiblicher Freundschaft und den Tücken des Erwachsenwerdens.
Sami (Anja Gada), Joe (Rabea Lüthi) und Leyla (Jana Sekulovska) sind drei beste Freundinnen kurz vor Ende der Sekundarschulzeit. Ihre Zukunft sieht verschieden aus und auch ihre Lebenswelten zu Hause unterschieden sich, aber gemeinsam ist ihnen ihre tiefe Freundschaft und dass sie an der Schwelle zum Ungewissen stehen. Die Drei gehen durch dick und dünn und schrecken nicht davor zurück, sich für die anderen vollkommen einzusetzen. Jungs spielen dabei eher eine Nebenrolle, ebenso Probleme zu Hause oder in der Schule. Doch dann wird alles, was einst nebensächlich war, ernster und droht die jugendliche Unbeschwertheit zu verdrängen. Auseinandersetzungen müssen ausgestanden, Ablösungsprozesse vorangetrieben und Widerstand aufrechtgehalten werden, um an dem festzuhalten, was das Leben ausmacht: Freundschaft.
Eine Ode an die Freundschaft
Ein Coming-of-Age-Film – mal nicht mit den Irrungen und Wirrungen jugendlicher Sexualität im Zentrum, sondern mit Freundschaft als wichtigste Instanz. Karin Heberlein gelingt mit ihrem Film «Sami, Joe und ich» ein überzeugendes Porträt weiblicher Freundschaft, die nicht immer zwangsläufig in Zickereien und Konkurrenz enden muss, sondern Bestand haben kann. Sensibel wird der Alltag der drei Teenager eingeführt und vertieft; man ist als Zuschauer*in nah dran und kann so sehr gut nachvollziehen, mit welchen Widerständen die jungen Frauen konfrontiert werden und wie schwierig es für sie ist, ihren eigenen Weg zu finden.
«Karin Heberlein gelingt mit ihrem Film ‹Sami, Joe und ich› ein überzeugendes Porträt weiblicher Freundschaft, die nicht immer zwangsläufig in Zickereien und Konkurrenz enden muss, sondern Bestand haben kann.»
Das Ganze ist zwar nicht klischeefrei, wartet aber trotzdem auch mit überraschenden Wendungen auf. Manchmal drängt sich allerdings dennoch der Gedanke auf, man sehe die Geschichte aus einer mittelständischen Sichtweise, und man fragt sich, wie realitätsnah die Figuren und ihre Familien im Film dargestellt werden. Es macht bisweilen ein bisschen den Eindruck, als wären hier Jugendliche mit schweren Missständen zu Hause in eine liebevolle Umgebung umgepflanzt worden: Die Zimmereinrichtungen und andere Attribute wirken manchmal etwas zu lieblich im Gegensatz zur eher harten Realität der Teenager. Aber gerade daraus eröffnen sich neue Horizonte, werden stereotype Vorstellungen doch auch aufgebrochen.
Dynamische Bilder und überzeugende Schauspielerinnen
Die Bildsprache von Heberlein und Kameramann Gabriel Lobos ist sehr beschwingt: Man begleitet die Protagonistinnen auf dem Fahrrad oder wippt mit im Takt der ungemein gut ausgewählten Songs der Schweizer Frauenband Ikan Hyu. Auch besetzt wurde der Film hervorragend: Anja Gada, Rabea Lüthi, Jana Sekulovska, welche die drei Hauptfiguren verkörpern, spielen nie gekünstelt und schaffen es, die schweizerdeutschen Dialoge authentisch wirken zu lassen.
«Anja Gada, Rabea Lüthi, Jana Sekulovska, welche die drei Hauptfiguren verkörpern, spielen nie gekünstelt und schaffen es, die schweizerdeutschen Dialoge authentisch wirken zu lassen.»
«Sami, Joe und ich» spricht nicht nur junge Menschen an, da das Thema Freundschaft universell ist und die eine oder andere Freundschaft bekanntermassen schon in Teenagerjahren beginnt und bis ins hohe Alter andauert. Der Eine oder die Andere fühlt sich durch die überzeugenden Interaktionen der Teens sicher an die eigene Jugend erinnert und an den Beginn von Freundschaften, die vielleicht bis heute Bestand haben. Dieses Gefühl von «nur gemeinsam sind wir stark, komme, was wolle» vermittelt der Film äusserst anschaulich. Dass das gut ankommt, zeigte sich auch beim letztjährigen Zurich Film Festival. Im Rahmen des ZFF 2020 gewann das Coming-of-Age-Drama sowohl den Publikumspreis als auch den Ökumenischen Filmpreis der Zürcher Kirchen.
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Kinostart Deutschschweiz: 22.4.2020
Filmfakten: «Sami, Joe und ich» / Regie: Karin Heberlein / Mit: Anja Gada, Rabea Lüthi, Jana Sekulovska, Karim Daoud, Astrit Alihajdaraj / Schweiz / 94 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Outside the Box
Ein Film über eine starke Freundschaft von drei Teenagern, die auf die Probe gestellt wird. Dynamische Bilder und überzeugende Schauspielerinnen. Macht Lust auf Sommer und Schweizer Film!
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