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«Stateless» von Cate Blanchett, Tony Ayres und Elise McCredie

Von Sara Michel · On August 22, 2020

Die australische Miniserie «Stateless» erzählt die Geschichten verschiedener Menschen, die sich in der australischen Wüste in einem Auffang- und Ausschaffungscenter für geflüchtete Menschen zusammenfinden. Es entsteht eine facettenreiche Momentaufnahme, die berührt und zum Nachdenken anregt.

«Stateless» dreht sich um die Geschichte der Australierin Sofie Werner, (Yvonne Strahovski, bekannt aus «The Handmaid’s Tale»), die fälschlicherweise in einer Haftanstalt als illegale Einwanderin festgehalten wird. So unglaubwürdig die Prämisse klingt – das Drehbuch basiert tatsächlich auf der wahren Begebenheit von Cornelia Rau, die in den Jahren 2004 und 2005 mehrere Monate in einem australischen Ausschaffungszentrum gefangen gehalten wurde.

«Während die traumatischen Erinnerungen immer stärker Überhand nehmen, findet Sofie im Auffanglager Barton eine Gemeinschaft von Fremden, die sich um sie kümmern.»

In dieser fiktionalisierten Adaption ist die Flugbegleiterin Sofie auf der Flucht vor der von Pat (Cate Blanchett) und Gordon (Dominic West) geführten Sekte, weshalb sie den Behörden ihre wahre Identität und australische Staatsangehörigkeit nicht preisgeben will. Während die traumatischen Erinnerungen immer stärker Überhand nehmen, findet Sofie im Auffanglager Barton eine Gemeinschaft von Fremden, die sich um sie kümmern.

Die Netflix-Serie ist bemüht, sich nicht ausschliesslich auf diese Skandalstory zu fokussieren, welche die Tragik der Immigrationspolitik in den Schatten stellen könnte. Weiteren Handlungssträngen wird im Verlauf der Serie gleichmässig Raum gegeben, und so rücken die wahren Protagonisten der australischen Immigration ins Zentrum. Es wird etwa die von Hoffnung und Verzweiflung geprägte Flucht einer vierköpfigen Familie aus Afghanistan gezeigt. Der Vater Ameer (Fayssal Bazzi) bringt seiner wissenshungrigen Tochter Mina (Soraya Heidari) Englisch bei und sehnt sich nach einer besseren Zukunft für seine Familie in Australien.

Einfühlsam porträtiert die Serie auch die Geschichte des australischen Familienvaters Cam (Jai Courtney), der, finanziell motiviert und entgegen seinen Gewissensbissen, einen Job als Aufseher im Lager annimmt. Zu Beginn ist Cam eine frische Brise im Camp, jedoch sieht er sich bald mit moralischen Dilemmata konfrontiert, die bei ihm bleibende Spuren hinterlassen. Ausserdem wird die Entwicklung der Staatsangestellten Claire (Asher Keddie) dargestellt, die neu die Leitung des Auffanglagers Barton übernimmt und die Aufgabe hat, das Lager aus den Schlagzeilen zu halten.

«Die Serie kritisiert das Immigrationssystem und deckt auf, wie Menschen auf gesichtslose Fälle reduziert werden, die ausschliesslich als Probleme wahrgenommen werden.»

Das Drehbuch verwebt die verschiedenen Geschichten geschickt miteinander und verwendet Flashbacks, um Hintergründe zu veranschaulichen. Es entsteht eine spannende Erzählung, die es immer wieder schafft, durch kontrastreiche Gegenüberstellungen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Lebenssituationen hervorzuheben. Die Serie kritisiert das Immigrationssystem und deckt auf, wie Menschen auf gesichtslose Fälle reduziert werden, die ausschliesslich als Probleme wahrgenommen werden. Die unterschiedlichen Perspektiven ermöglichen eine vielseitige Einsicht in die Thematik. Es wird gezeigt, dass Figuren auf beiden Seiten des Zauns Verzweiflung kennen, um Handlungsfähigkeit ringen und einen gemeinsamen Wunsch haben: eine sichere, stabile und chancenreiche Zukunft für ihre Nächsten.

«‹Stateless› ist keine Serie mit Kuscheleffekt, die einen mit einem versöhnlichen Gefühl der Wiedergutmachung entlässt.»

Cate Blanchett («Carol», «Where’d You Go, Bernadette») agiert sowohl als Produzentin als auch als Darstellerin und zieht in der Nebenrolle der Sektenführerin Pat alle Blicke auf sich. Der gesamte Cast aber zeigt eine solide schauspielerische Leistung, sodass einem die Charaktere nach nur sechs Folgen sehr vertraut erscheinen. «Stateless» ist keine Serie mit Kuscheleffekt, die einen mit einem versöhnlichen Gefühl der Wiedergutmachung entlässt. Vielmehr wird eine kritische Betrachtung der globalen Migrationspolitik gefordert und eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der Heimat angeregt.

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Jetzt auf Netflix Schweiz

Serienfakten: «Stateless» / Creators: Cate Blanchett, Tony Ayres, Elise McCredie / Regie: Emma Freeman, Jocelyn Moorhouse / Mit: Yvonne Strahovski, Asher Keddie, Fayssal Bazzi, Marta Dusseldorp, Cate Blanchett, Dominic West, Jai Courtney, Soraya Heidari, Rachel House / Australien / 6 Episoden à 50–55 Minuten