Im vergangenen Jahr liess das Programmkino Xenix das Jahr mit einem Special zu Steven Spielberg ausklingen, nun wird mit Paul Thomas Anderson (PTA) eine weitere Regielegende gewürdigt. Ganz so viele Filme wie Spielberg hat der 48-jährige Regisseur zwar noch nicht gemacht, doch einen Platz in der Ahnengalerie des amerikanischen Kinos hat der Meister der tiefschürfenden Stoffe bereits längst auf sicher.
Paul Thomas Anderson, der als einziger Filmemacher überhaupt alle drei Regiepreise der grössten internationalen Filmfestivals (Berlin, Cannes, Venedig) gewonnen hat, ist auch in der Maximum-Cinema-Redaktion kein unbeschriebenes Blatt – wir haben für euch fünf PTA-Filme herausgepickt, die ihr im Xenix-Dezember auf keinen Fall verpassen dürft. Eine gute Gelegenheit euch auf die kuschlig warmen Ledersofas im gemütlichsten Zürcher Kino zu setzen – und vielleicht auch die Mitgliedschaft zu verlängern?
1. «Boogie Nights»
Sex, Disco und Roller Blades. «Boogie Nights» von Paul Thomas Anderson präsentiert eine aufregende Mischung aus betörendem Pop- und Discosound, einem unglaublichen Cast und einer tragikomischen Geschichte. Der Film erzählt vom Aufstieg und Fall des Porno Stars «Dirk Diggler» während des «Golden Age of Porn». Auch der Cast von Andersons erst zweitem Film kann sich sehen lassen: Mark Wahlberg, Julianne Moore, Don Cheadle, Heather Graham, William C. Macy, John C. Reilly, Luis Guzman, Philip Seymour Hoffman und nicht zuletzt die Schauspiellegende Burt Reynolds als Pornoregisseur machen unendlich viel Spass und die unzähligen Steady-Cam Traveling Shots machen den Film zu einem cineastischen Erlebnis. Und ganz nebenbei thematisiert der Film die Umwälzungen in der der amerikanischen Pornoindustrie durch das Aufkommen von VHS und nimmt die Prüderie und den aufkommenden Konservatismus der USA aufs Korn.
2. «Magnolia»
Ein herrlicher Film, der die Geschichte neun sehr unterschiedlicher Personen verwebt und dabei sehr einfühlsam ihre Ängste und Schwächen offenlegt. Aimée Manns wunderbarer Soundtrack und der grandiose Schluss runden dieses Meisterwerk, das Anderson mit erst 29 Jahren dreht, ab. Simon Kümin
3. «The Master»
«The Master» erzählt von Freddie Quell (Joaquin Phoenix), einem Kriegsveteranen, der auf den charismatischen Lancaster Dodd (Philip Seymour Hoffman) trifft. Dodd ist das Oberhaupt einer Glaubensbewegung und bietet Freddie eine Gemeinschaft sowie Halt. Die gemeinsame Reise beginnt. Der Film kann als Schauspielduell zwischen Hoffman und Phoenix gelesen werden und dies zu Recht; die beiden laufen zu Höchstform auf und spielen sich abwechselnd an die Wand, wobei ihre Figuren nicht unterschiedlicher sein könnten. An ihrer Seite ist die bezaubernde Amy Adams zu sehen, die sich mit ihrer Darstellung der Peggy Dodd die vierte Oscarnominierung holte. Catherine Seraphim
4. «Inherent Vice»
Schräger als in «Inherent Vice» war der sonst so ernste Paul Thomas Anderson wohl noch nie. Angeführt wird die abgedrehte Detektivgeschichte nach Thomas Pynchon von einem herrlich orientierungslosen Joaquin Phoenix, der im Los Angeles von 1970 in der Welt der Hippies, Junkies, Neonazis und Zahnärzte für Ordnung sorgen will. PTA goes «The Big Lebowski»! Alan Mattli
5. Phantom Thread
«Phantom Thread», mehr als jeder andere Film von Paul Thomas Anderson, versteht es hervorragend, die Vorstellungen seines Publikums zu unterlaufen. Der Film über einen eitlen Modeschöpfer (Daniel-Day Lewis), seine herrische Schwester (Lesley Manville) und seine Muse (Vicky Krieps) wirkt ernst und getragen, ist in seinem Kern aber nicht nur scharf und subversiv, sondern brilliert oft auch mit staubtrockenem Humor. Hier vollendet Anderson, woran er sich in seinen vorhergehenden Werken herangetastet hat: Er zerlegt den Archetypen des grossen, starken, weissen Mannes in seine Einzelteile. Alan Mattli
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Hier findet ihr alle PTA-Filme, die das Xenix zeigt.
Trailer- und Bildquellen: CH-Verleiher/Xenix. Titelbild aus «The Master»
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